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Eine unverzagtes Mitglied des Republikanischen Frauenclubs in Charleston, South Carolina

Foto: EPA/MICHAEL REYNOLDS

Washington/Wien - Auf Twitter brachte es der Parodie-Account @romneybinders bis Donnerstagabend auf beinahe 34.000 Follower. Bei Facebook kam die Seite "Binders Full of Women" auf mehr als 303.000 " likes". Mitt Romneys gönnerhafte Aussage im jüngsten TV-Duell gegen Barack Obama, er hätte in seiner Zeit als Gouverneur von Massachusetts, " Aktenordner voller Frauen" bekommen, mit denen er Posten in seiner Regierung besetzen wollte, hat in den sozialen Netzwerken einen echten " shitstorm" ausgelost. Und diese tieffliegenden digitalen Trümmerln neutralisieren nun die Versuche des Republikaners, weibliche Wähler intensiver anzusprechen.

Bis in den Spätsommer hatte Präsident Obama in Umfragen unter Frauen einen Vorsprung von etwa 16 Punkten. Im September aber drehte sich die Stimmung. Zuletzt lagen Obama und Romney beinahe gleichauf - auch weil sich dessen Wahlkampfteam Mühe gab, insbesondere noch unentschlossenen Wählerinnen ihre Ängste vor dem als sozial konservativ wahrgenommenen Republikaner zu nehmen.

Die jüngsten TV-Spots an diese wichtige Zielgruppe gingen unmittelbar nach der Debatte gegen den Präsidenten auf Sendung. In einem versucht eine Exwählerin Obamas zu erklären, dass Romneys Position zur Abtreibung gar nicht so kompromisslos sei. Im anderen sagen Frauen aus Romneys Zeit in Boston, dass er ein großartiger Chef gewesen sei. Nach Romneys Auftritt verstärkt die Werbung aber nur noch die Aufmerksamkeit für den Ausrutscher.

Obama konterte am Mittwoch bei einem Wahlkampfauftritt an einer Universität in Iowa so: "Ich muss Ihnen sagen, dass wir keine Ordner sammeln müssen, um kompetente, motivierte und talentierte junge Frauen zu finden." Er habe sich immer glaubwürdig für Frauenrechte stark gemacht und er wolle nicht, dass seine beiden Töchter für gleiche Arbeit einmal weniger verdienen als Männer.

Für viele Analysten könnte sich das Blatt nun wieder wenden und Obama zu seinen alten Werten unter weiblichen Wählern zurückkehren. Das könnte insbesondere in Florida, Colorado, oder North Carolina spielentscheidend sein, wo der Präsident noch im Sommer mit zehn Punkten vor Romney führte und wo ein paar Hunderttausend Stimmen entscheidend sein werden.

Romney holen inzwischen auch kreuzkonservative Meinungen seiner Parteigänger wieder ein: Die Debatte wirft Licht etwa auf jene Ansicht, die der republikanische Senatskandidat Todd Akin über "seltene Schwangerschaften nach echten Vergewaltigungen" vertrat. Oder auf Sandra Fluke, jene Studentin, die sich im Frühjahr vom mächtigen Radiostar Rush Limbaugh als "Schlampe" bezeichnen lassen musste, weil sie vor Gericht auf ihr Recht auf Verhütungsmittel bestand. (pra)

. F.: EPA