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Foto: EPA/SERGEI CHIRIKOV

Von der Kapitulation ist Russlands Opposition trotz heftigen Gegenwinds noch weit entfernt. Das weiße Band, das die Kreml-Gegner tragen, versteht sich nicht als Zeichen der Aufgabe, sondern des friedlichen Protests. Im russischen Parlament, das von der Partei des Kreml-Chefs Wladimir Putin dominiert wird, sieht man dieses Widerstandssymbol allerdings selten.

Der Kleidungsstil des Abgeordneten Ilja Ponomarjow - Jeans und weißes Band an der Hemdtasche - kam daher bei den meisten Duma-Abgeordneten gar nicht gut an. Der nationalistische Politclown Wladimir Schirinowksi polterte, der Aufzug Ponomarjows sei eine Nichtachtung des Parlaments.

Die Abgeordneten der Kremlpartei Einiges Russland haben es schon seit längerem auf den 37-jährigen Moskauer abgesehen. In einer Rede gegen das neue Verleumdungsgesetz bezeichnete Ponomarjow, der als Vertreter von Gerechtes Russland in der Duma sitzt, die Partei der Macht als "Partei der Gauner und Diebe". Darauf wurde ein einmonatiges Redeverbot gegen Ponomarjow verhängt.

Nach dem Rauswurf des oppositionellen Abgeordneten Gennadi Gudkow sind auch die Tage des mittlerweile letzten Abweichlers in der Duma gezählt. Einiges Russland fordert eine Überprüfung, ob Ponomarjow in Vorbereitungen von Terroranschlägen in Russland involviert war.

Aber auch ohne Abgeordnetenmandat dürfte dem Mitorganisator der Proteste im Dezember 2011 nicht langweilig werden. Ponomarjow war ein Computerwunderkind. Bereits als 14-Jähriger organisierte er am Institut für die sichere Entwicklung der Atomenergie Computerkurse für Mitarbeiter.

Mit 16 gründete Ponomarjow seine erste Firma, Russprofi Ltd. Innerhalb von zwei Jahren setzte das IT-Unternehmen zehn Millionen US-Dollar um. Als 24-Jähriger wurde Ponomarjow zum jüngsten Vizepräsidenten des damals größten russischen Ölunternehmens Yukos bestellt. Die IT-Expertise des begeisterten Skifahrers wurde auch bei zahlreichen Regierungsprojekten zur Unterstützung von Innovation und Hochtechnologien geschätzt. Ponomarjow ist einer der Initiatoren der Innovationsstadt Skolkowo.

Politisch sozialisiert wurde Ponomarjow - eher untypisch für einen Unternehmer - in der Kommunistischen Partei, deren Mitglied er von 2002 bis 2007 war. Auch dort wich Ponomarjow im Streit - er warf den Kommunisten vor, Marionetten des Kremls zu sein. (Verena Diethelm, DER STANDARD, 19.10.2012)