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Ein ukrainischer "Hind"-Helikopter bei einer Übung.

Foto: apa/sergey dolzhenko

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Eine Strela-2 Einheit der iranischen Armee.

Foto: reuters

Die meisten Grenzübergänge zwischen der Türkei und Syrien wurden von der Freien Syrischen Armee (FSA) bereits erobert, andere wurden von Assads Soldaten der syrisch-kurdischen PYD-Partei übergeben, die sich im Konflikt neutral verhält. Aleppo bleibt zwar umkämpft, aber im Norden Syriens scheinen sich die Rebellen militärisch etabliert zu haben.

Lediglich die Luftüberlegenheit des Regimes kann Offensiven und Truppenverlegungen der Rebellen ernsthaft behindern und gefährden. So zeichnen sich insbesondere die schwer bewaffneten Hubschrauber russischer Bauart Mi-25 (NATO Code: Hind) aus, da sie gut gepanzert sind und sowohl gegen Infanterie als auch gegen etwaige gepanzerte Rebellenfahrzeuge vorgehen können. Zuletzt wurde aus Rebellenkreisen der Einsatz von international geächteten Streubomben durch die Luftstreitkräfte Assads gemeldet.

Da die von den Rebellen erhoffte Flugverbotszone am Unwillen der USA und des westlichen Militärbündnisses NATO im Augenblick scheitert, haben sich die Rebellen nun offensichtlich selbst geholfen. Die Aufständischen konnten offenbar mobile Boden-Luft-Raketen vom Typ Strela-2 (NATO Code: SA-7) erwerben. Die Strela-2 ist eine im Grunde veraltete Waffe sowjetischer Bauart, die in der gesamten Region verbreitet ist. Somit könnten diese Waffen sowohl aus syrischen Armeebeständen stammen, als auch von Waffenhändlern und militanten Gruppen aus dem Irak, Jordanien, Ägypten oder Libyen kommen.

Die Strela-2 gilt als unzuverlässig und besitzt eine geringe Kampfreichweite. Dennoch kann sie (siehe Video) auf kurze Reichweite den syrischen Kampfflugzeugen wie Kampfhubschraubern gefährlich werden.

Afghanistan Parallele?

Nach dem die Sowjetunion 1979 Afghanistan besetzt hatte, hatten sich die so genannten Mudschahidin formiert, um gegen die sowjetische Besatzung zu kämpfen. In den ersten Jahren waren diese insbesondere durch die sowjetischen Luftstreitkräfte im Nachteil. Doch sobald sie von den USA mobile Luftabwehrraketen vom Typ „Stinger" erhalten hatten, konnten sie sich etwa gegen die gefährlichen sowjetischen Hind-Helikopter zur Wehr setzen und die Wende im Afghanistan-Krieg einläuten.

Denn auch wenn die Strela-2 den modernen syrischen Kampfflugzeugen russischer Bauart nicht unmittelbar gefährlich werden kann, zwingt sie diese dennoch höher zu fliegen, zu größerer Vorsicht und vor allem die syrischen Kampfhelikopter Mi-25 (Nato Code: Hind) zum Rückzug aus den umkämpften Gebieten im Norden des Landes. Syrien hatte im Vorfeld des Konflikts knapp 35 einsatzbereite "Hind"-Helikopter im Inventar.

Bedenken der USA

Die mit den USA verbündeten Länder Saudi-Arabien und Katar liefern den Rebellen leichte Waffen und tragen zu deren Finanzierung bei. Dennoch hatten die USA von Anfang an Bedenken, dass sich etwa kritische Waffensysteme wie eben moderne MANPADS im Anschluss an den syrischen Konflikt in der ganzen Region und insbesondere unter Terrorgruppen verbreiten würden. So geschehen im Anschluss an den Afghanistan Konflikt 1989, als sich die an die Mudschahidin gelieferten Stinger-Luftwabwehrraketen unerwartet im Arsenal des mit den USA verfeindeten Irans fanden.

Der Spiegel berichtete am 03.04.1989 wie der damalige Sowjet-Parteichef Michail Gorbatschow im Frühjahr 1986 auf die Lieferung der US-Amerikaner an die afghanischen Mudschahidin reagiert hatte. "Zynische Grausamkeit", kommentierte damals Gorbatschow und befürchtete im Vorfeld eine Kriegswende am Hindukusch. Diese trat dann auch unmittelbar mit dem Erscheinen der modernen MANPADS am afghanischen Kriegsschauplatz ein, denn die Luftüberlegenheit der Sowjets wurde gebrochen und die „fliegenden Festungen" (Hind-Helikopter, Anm) zu Dutzenden vom Himmel geholt.

Derweil scheinen sich die Befürchtungen der US-Amerikaner zu bestätigen: Der salafistische Aspekt im Kampf gegen Assad wird zusehends stärker, wie das US-amerikanische Think-Tank "International Crisis Group" jüngst berichtet hatte. Durch die Afghanistan-Erfahrung wissen die Amerikaner, wie schnell sich kritische Waffensysteme in Konfliktgebieten gegen US-amerikanische Kampfflugzeuge und Soldaten wenden können.

Heute meldete der russische Generalstabschef Nikolai Makarow, die Rebellen in Syrien setzten Stinger-Luftabwehrraketen aus US-amerikanischer Produktion ein. Russland ermittle, woher diese Stinger-Raketen gekommen seien. (Rusen Timur Aksak, derStandard.at, 24.10.2012)