Foto: derStandard.at/tinsobin

20 Jahre sind eine lange Zeit. Und seit vor 20 Jahren 48 Radler in San Francisco eine Stadtrundfahrt machten, hat sich einiges getan: Den Kotau der Politik vor der Autolobby gibt es zwar nach wie vor, doch die Selbstverständlichkeit, mit der öffentlicher Raum dem Automobil zugeteilt wird, ist Geschichte. In San Francisco ebenso wie in Wien.

Daran haben jene, die im September 1992 losradelten, großen Anteil. Denn die 48 waren die erste Critical Mass (CM) - und fanden Nachfolger: Am dritten Freitag jedes Monats wird seither im Rudel geradelt. Überall auf der Welt. Einerseits, um die Freude am Radfahren zu zelebrieren. Aber auch um zu demonstrieren, dass urbane Radler längst jene "kritische Masse" erreicht haben, die es braucht, um von der Politik wahr- und ernstgenommen zu werden. Nicht ohne Grund stammt der Name von jener Methode ab, mit der Radfahrer in China ampellose Kreuzungen mit Schnellstraßen überqueren: Man wartet, bis genügend Radfahrer da sind - und fährt als Block los.

In Österreich rollt der Block seit 2006 durch Wien. Es folgten Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck und Wiener Neustadt. Rekord heuer waren über 1.500 Radfahrer - ohne Sprecher und Struktur, organisiert via Web: www.criticalmass.at

"Die Critical Mass ist keine Plattform, die verkehrspolitische Forderungen artikuliert", erklärt Alec Hager von der IG Fahrrad, "aber wo es sie gibt, geht im Radverkehr ordentlich was weiter." Die Frage "Henne oder Ei?" spiele da keine Rolle.

Freitagabend, 19. Oktober, feiert sich die Critical Mass weltweit selbst. In Wien beginnt die Fahrt wie immer um 17 Uhr am Schwarzenbergplatz und dürfte zunächst zum Yppenplatz führen. Danach werden Staffeln aus der Massenfahrt eine 20-stündige Radreise durch die ganze Stadt machen. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, 19.10.2012)