Wien - Das Wiener Metro-Kino, plüschiges und vom Betreiber Filmarchiv Austria gerade sanft adaptiertes altes Lichtspieltheater in bester Innenstadtlage, war Donnerstagabend Schauplatz der Präsentation einer weiteren Staffel der DVD-Reihe Der österreichische Film. Edition Der Standard.

Die Edition, die im Jahr 2006 vom Stapel gelassen wurde, umfasst damit nun 220 Titel. Das Spektrum der 20 Neuzugänge reicht von Publikumserfolgen wie Andreas Prochaskas turbulenter Komödie Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott bis zu Nikolaus Geyrhalters dokumentarischem Europapanorama Abendland, von historischen Raritäten wie der Politparabel Das Manifest (1974) über das spannende Oral-History-Dokument Küchengespräche mit Rebellinnen (1984) bis zu zwei heimischen Kinderfilmproduktionen der Nullerjahre, Villa Henriette und Karo und der liebe Gott.

Verleger Georg Hoanzl erinnerte sich an die Anfänge des Projekts, für das es etwa in Bezug auf den deutschen Film kein vergleichbares Pendant gebe. Auf Nachfrage von Standard-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann outete sich der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) als Fan der Unabsichtlichen Entführung. Er nannte weiters Markus Schleinzers " verstörendes" Drama Michael und Reinhold Bilgeris Kinodebüt Der Atem des Himmels als drei persönliche Highlights dieser Staffel.

Roland Teichmann, Leiter der größten Bundesfilmfördereinrichtung ÖFI, verwies auf die internationale Präsenz, die das österreichische Kino inzwischen erlangt hat. Teichmann dankte Kulturministerin Claudia Schmied (SP) für die jüngst erfolgte Aufstockung des Filmbudgets. Schmied wies darauf hin, dass mit Ende 2013 das Film-Fernseh-Abkommen auslaufe und als Nächstes mit dem ORF eine Fortführung zu verhandeln sei, die auch "entsprechend dotiert" sein müsse.

Virtuelle Zukunft

Gerlinde Seitner, Leiterin des Filmfonds Wien, nannte eine "virtuelle Edition" als mögliche Zukunftsperspektive. Einig war man sich, dass der kontinuierlichen Förder- und Aufbauarbeit von jungen Filmschaffenden besonderes Augenmerk gelten solle - deren Arbeiten in die Edition einzubinden laut Kokurator, Standard-Filmredakteur Dominik Kamalzadeh, ein Anliegen ist. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 20./21.10.2012)