Balkan-Express im ORF 2.

ORF/Nikolaus Geyrhalter FilmproduktionFoto:

2008 widmete sich der ORF in zehn Folgen des Balkan-Express Land und Leuten der östlichen Nachbarschaft Österreichs. Dann steckte der Zug viereinhalb Jahre fest, und kurz bevor die Gleise stillgelegt zu werden drohten, nimmt der Zug wieder Fahrt auf. Zwei neue Folgen, Kroatien an diesem Sonntag und Moldavien am 28. Oktober, jeweils um 23.05 Uhr, stehen am Programm.

Es wurde auch höchste Zeit, denn die einstündigen Reportagen stehen dem öffentlich-rechtlichen Programm gut zu Gesicht. Wer Unausgewogenheit vermutet, darf sich hier eines gewichtigen Gegenangebots vergewissern.

Das Porträt von Kroatien wurde erstmals in der Reihe Geyrhalter Film produziert, der Fernsehfonds unterstützte die Folge mit 27.000 Euro. Man darf annehmen, dass Fritz Ofner und Gerald Knaus recht knapp zu kalkulieren hatten, umso herzeigbarer ist das Ergebnis.

Kein Tourismusfilm ist entstanden, sondern ein nachdenkliches Erinnerungswerk über die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten 20 Jahren. Ausgehend vom Begräbnis Franjo Tudjmans im Jahr 1999 geht der Film der Frage nach, welcher Gesinnungswandel sich im Land vollzog und was letztlich ausschlaggebend war für Auslieferung und Verurteilung des Kriegsverbrechers Ante Gotovina, dies dokumentieren Archivbilder und Interviews mit der damaligen Chefanklägerin Carla del Ponte sowie den ehemaligen Spitzen des Landes, Stipe Mesic und Ivo Sanader und dem derzeitigen Präsidenten Ivo Josipovic. (Doris Priesching, DER STANDARD, 20./21.10.2012)