Wien - Melanie Magin hat für ihre Dissertation an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Wahlberichterstattung in deutschen und österreichischen Qualitätszeitungen analysiert. Der Böhlau-Verlag brachte ihren Befund mit erfreulichen Ergebnissen für den Standard als Buch heraus: Wahlkampf in Deutschland und Österreich - Ein Langzeitvergleich der Presseberichtserstattung (1949- 2006).
Magins analysiert zu Parlamentswahlen in Deutschland die linksliberale Süddeutsche Zeitung, die konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung, die konservative Welt des Springer-Verlags und die linke Frankfurter Rundschau (mit mittelbarer SPD-Beteiligung). In Österreich die Presse, als "rechts(konservativ)" eingestuft, die AZ als SP-Parteizeitung bis 1986 und ab 1990 den Standard.
"Qualitätsvollste Zeitung"
Magin schreibt: "DER STANDARD unterschied sich von allen anderen Zeitungen, denn er ließ in seinen Bewertungen der Kanzlerkandidaten in den sechs Wahlkämpfen, für die er codiert wurde, keine eindeutige politische Linie erkennen. Vielmehr bewertete er jeweils beide Kandidaten zugleich eher positiv oder eher negativ und berichtete somit nicht neutral, wohl aber ausgewogen. Insgesamt ist der Standard damit die ausgewogenste und in diesem Punkt qualitätsvollste Zeitung im Sample. Darin kommt offensichtlich seine Maxime zum Ausdruck, stets beide Seiten zu Wort kommen zu lassen."
Magin sieht bei Zitierungen des Standard "Kanzlerbonus", außer 1995 (als VP-Chef Wolfgang Schüssel mehr zu Wort kam, der das Vorziehen der Wahl forcierte). O-Ton "Einmal mehr bestätigt sich hier, dass der Standard sich nicht eindeutig auf ei- ne politische Seite stellte - im Gegensatz zu den bei-den anderen österreichischen Titeln". (red, DER STANDARD, 20./21.10.2012)