Janina Sollmann spielt eine gute Kuh. Mit verträumtem Wimpernschlag und lockerem Unterkiefer wiederkäut sie in "Da Saund of Music" selig vor sich hin und erzeugt im Dschungel Wien rustikales Almfeeling. Gemeinsam mit Gabriele Wappel leitet Sollmann auch die Tanz- und Performancegruppe Schallundrauch Agency, welche mit ihrem aktuellen Stück Besucher ab 13 Jahren auf eine sehr persönliche Erkundung des Heimatbegriffs mitzunehmen versucht.

Ausgangspunkt der Inszenierung ist der das weltweite Österreich-Bild enorm prägende Musicalfilm The Sound of Music, dessen überdrehte szenische Nacherzählung - Maria Trapp steckt in einem Ganzkörperschnitzelkostüm (Kostüme: Anna Panzenberger) - bald lautstark verworfen wird. Man will eine realistischere, ungeschönte Darstellung Österreichs bringen. Michael Haller, Marco Payer und Simon Vosecek schlüpfen dafür mit Sollmann und Wappel in die Rollen einer dysfunktionalen Familie mit väterlicher Tyrannei und verfrühter Schwangerschaft. Ein weiteres zu zertrümmerndes Klischee.

So geht es 60 Minuten lang mit Spiel, Tanz und Kuhglockengebimmel dahin. Am interessantesten ist Voseceks kurzer Exkurs über seine Kindheit in der ehemaligen CSSR, zumeist regiert jedoch König Freak-out. Um sie nicht ganz unerfüllt zu entlassen, bekommen die Besucher abschließend noch etwas Wissen auf den Heimweg: "Bambi war ein Hirsch!" Auch das nur eine halbe Wahrheit. (wall, DER STANDARD, 20./21.10.2012)