London - Nach dem Rücktritt eines seiner höchsten Beamten wegen der Beleidigung von Polizisten ist der britische Premierminister David Cameron weiter in die Kritik geraten. Cameron hätte Andrew Mitchell bereits vor längerer Zeit entlassen müssen, statt auf dessen Rücktritt zu warten, sagte Michael Dugher von der oppositionellen Labour Party am Samstag. Der Vorfall lasse Cameron "vollkommen schwach und weltfremd" aussehen.

Bildungsminister Michael Gove verteidigte Cameron. Dieser sei eine "außergewöhnliche Führungspersönlichkeit" und stehe hinter seinen Mitarbeitern, statt sie sofort fallenzulassen.

Mitchell, Minister mit Sonderaufgaben und innerhalb der Konservativen für einheitliche Abstimmungsverhalten im Parlament zuständig, stand seit Wochen unter Druck. Nach Medienberichten hatte er "Fucking Plebs" (etwa: "Scheiß Proleten") zu zwei Polizisten gesagt, als diese ihn mit seinem Fahrrad nicht durchs Haupttor zur Downing Street ließen und ihn durch die Fußgängertür schickten. Mitchell entschuldigte sich bei den Beamten. Er bestritt aber, das Wort "plebs" benutzt zu haben.

Abgehoben

Welche Worte genau gefallen waren, blieb unklar. Medien berichteten aber, Mitchell habe unter anderem zu einem Polizisten gesagt, dieser solle lernen, "wo er hingehört": "Sie sind nicht der, der diese Regierung in Gang hält." Neben der Opposition hatte auch die Polizeigewerkschaft Mitchells Rücktritt gefordert. Auch innerhalb der konservativen Partei soll der Rückhalt für ihn zuletzt geschwunden sein.

Der Vorfall hatte in Großbritannien eine Debatte über das arrogante Verhalten von konservativen Regierungsmitgliedern ausgelöst. Viele von Sozialkürzungen betroffenen Briten werfen dem konservativen Regierungschef und seinen Ministern vor, abgehoben zu sein. Zu Mitchells Nachfolger wurde George Young ernannt. (APA, 20.10.2012)