Berlin/Athen - Das deutsche Finanzministerium prüft einem Magazinbericht zufolge einen Rückkauf griechischer Staatsanleihen durch das Land selbst. Dafür solle sich die Regierung in Athen Geld beim Euro-Rettungsschirm ESM leihen können, mit dem sie dann eigene Schuldscheine zum aktuellen Marktkurs zurückkaufe, berichtet "Der Spiegel" am Wochenende.

Da diese Papiere derzeit im Schnitt bei einem Kurs von 25 Prozent ihres Ausgabekurses notierten, ließe sich so theoretisch mit einem Einsatz von zehn Milliarden Euro die Altschuldenlast Griechenlands um 40 Milliarden Euro mindern. Um diese Quote zu erreichen, sollten Gespräche mit den Investoren geführt werden, damit sie sich tatsächlich mit einem Viertel ihrer Forderungen abfänden. Das Finanzministerium hoffe, dass Griechenland anschließend fast schon wieder in der Lage wäre, sich selbst Geld an den Märkten zu besorgen.

Ein Sprecher des Ministeriums wollte sich inhaltlich nicht zu dem Bericht äußern. Es gebe keinen Grund sich an Spekulationen zu beteiligen, sagte er. Zunächst müsse der Bericht der Troika aus Internationalem Währungsfonds, EU und Europäischer Zentralbank (EZB) abgewartet werden.

Keine neue Idee

EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen hatte die Idee eines Anleiherückkaufprogramms für das inzwischen seit gut zwei Jahren mit zwei Rettungspaketen von insgesamt 200 Mrd. Euro über Wasser gehaltene Griechenland vor einer Woche ins Spiel gebracht. Sie zielt gegen einen Schuldenerlass durch öffentliche Gläubiger, wie ihn der Internationale Währungsfonds (IWF) vorschlug. Woher das Geld dafür kommen soll, hatte Asmussen offengelassen. Die Bundesregierung hatte sich zunächst zurückhaltend dazu geäußert. Als unklar gilt beispielsweise, wie groß der Effekt für Griechenland wirklich wäre, da bei einem Rückkaufprogramm die Kurse am Markt sofort anziehen würden. Auch bei direkten Gesprächen mit Investoren würden diese höhere Preise als den derzeitigen Marktkurs verlangen.

Hintergrund von Asmussens Überlegungen ist die inzwischen absehbare Tendenz, dass Griechenland die bis 2020 angepeilte Absenkung der Schuldenquote auf rund 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung von kürzlich noch über 160 Prozent nicht schaffen wird. In diesem Zusammenhang ist auch ein zweiter, großer Rückzahlungsverzicht der Gläubiger vom Internationalen Währungsfonds ins Gespräch gebracht worden. Dieser würde aber die staatlichen Kreditgeber und damit die Steuerzahler treffen.

Warnung vor Grexit

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück warnte erneut vor einem Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone, da dies unkalkulierbare Kosten verursachen würde. Umgekehrt müsse man den Menschen auch sagen, dass die Rettung Geld braucht. "Wir müssen in Europa und in die Stabilität Europas investieren, das wird uns etwas kosten - so, wie wir übrigens auch in die Deutsche Wiedervereinigung investiert haben", sagte er im Deutschlandfunk. Für diese seien bis heute rund zwei Billionen Euro aufgewandt worden. Man müsse sich fragen, ob Europa nicht ein Fünftel oder ein Zwanzigstel der Summe wert sei.

Die wichtigste Rolle im Kampf gegen die Schuldenkrise spielt derzeit die EZB, die mit ihrer Bereitschaft, Anleihen von Schuldenstaaten aufzukaufen, deren Zinslasten begrenzt. Allerdings mehrt dies Sorgen um eine Geldvermehrung in der Eurozone und damit verbundene Inflation.

Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler forderte die EZB in der "Bild am Sonntag" auf, sich auf ihrer Hauptaufgabe, die Inflationsbekämpfung zu konzentrieren. "Die Erhöhung der Geldmenge durch die EZB in den letzten Monaten macht mir Sorgen." Das sei mittel- und langfristig ein Risiko. "Inflation ist die Enteignung gerade der kleinen Sparer."  (APA/Reuters, 21.10.2012)