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Von ihrem "Aufruf zum Ungehorsam" ist die Pfarrerinitiative rund um Helmut Schüller - trotz scharfer Kritik der Bischöfe - bei ihrer Generalversammlung in Linz erwartungsgemäß nicht abgerückt.

Foto: EPA/Deck

Linz - Die Generalversammlung der Pfarrerinitiative am Sonntag im Ursulinenhof endete mit einem klaren Bekenntnis zum "Ungehorsam". Dies geschehe aus Liebe zu den Menschen und "nicht aus Jux und Tollerei", sagte der Probstdorfer Pfarrer Helmut Schüller, der als Sprecher der Iniative wiedergewählt wurde. Erst eine Kirche mit Grundrechten werde den Ungehorsam überflüssig machen.

Den jüngsten Hirtenbrief der Bischöfe kritisierte Schüller: Er habe keine Perspektiven eröffnet, die sie eigentlich erwartet hätten, und anderes hätte sie nachdenklich gemacht: etwa wenn für manche Bischöfe das zweite Vatikanum offensichtlich Geschichte ist.

Der Vorstand der Pfarrerinitiatve wurde auf 18 Mitglieder von 11 ausgeweitet, aus jeder Diözese ist nun ein Mitglied im Vorstand.

Über hundert "ungehorsame" Jünger waren dem Aufruf nach Linz gefolgt. Intensiv diskutiert wurden auch die jüngsten Expansionspläne der streitbaren Pfarrerplattform. Konkret will man nämlich die kirchlichen Laien ins Reform-Boot holen. Die Pfarrerinitiative hat die Pfarrgemeinderäte ins Auge gefasst: Immerhin 28.000 gewählte Laienvertreter. Hintergrund für das plötzliche Interesse am "Kirchen-Parlament" sind die jüngst von Kardinal Christoph Schönborn präsentierten Reformpläne für die Erzdiözese Wien, deren Kern vor allem auch Pfarrzusammenlegung sind. Darin sieht Schüller eine bedenkliche Entwicklung, die die Pfarren von den Gemeinden entferne.

Rebellische Mutmacher

"Wir wollen Treffen organisieren und den Pfarrgemeinderäten Mut machen, Nein zu sagen", erklärt Schüller im Gespräch mit dem STANDARD. Doch ganz so einfach dürfte es mit dem ungehorsamen Liebeswerben nicht werden. "Es ist spannend, dass wir jetzt plötzlich so interessant sind. Warum ist mir noch nicht ganz klar. Reformen in der Kirche erachte ich als wichtig. Die Reformwünsche der Pfarrerinitiative können, wenn überhaupt, aber nur weltkirchlich erfüllt werden. Sich trotzdem darauf zu versteifen macht handlungsunfähig. Kooperationsmöglichkeiten kann ich daher im Moment nicht erkennen", winkt der Salzburger Theologe Wolfgang Müller, zuständig für die Österreich-Agenden der Pfarrgemeinderäte, ab.

Was wiederum der Pfarrerinitiative sauer aufstößt. "Ein typischer Softreformer. So kommen wir nicht weiter. Es ist Feuer am Kirchendach - die Bischöfe rotten die Seelsorge aus", warnt Peter Paul Kasper, Vorstandsmitglied der Pfarrerinitiative. Aber auch wenn sich die Laien noch zieren, an Selbstbewusstsein mangelt es den "Ungehorsamen" nicht. Kasper: "Wir sind die einzige Reformgruppe, vor der sogar der Papst Schiss hat." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 22.10.2012)