Erwin Pröll umgibt sich gerne, wie vor ihm Bruno Kreisky, mit Künstlern. Deren politische Einstellungen sind ihm dabei einerlei. Und er hat mit Joachim Rössl einen Strategen, der hauptverantwortlich für die Bedeutung der Kulturpolitik ist.

Rössl zog spätestens ab 1990, zunächst im Hintergrund, die Fäden in der Abteilung Kunst und Wissenschaft. Er plädierte unter anderem dafür, einen Gegenpol zum Kulturbezirk im Regierungsviertel von St. Pölten (Festspielhaus und Landesmuseum) zu etablieren. So entstand die Kremser Kunstmeile mit Kunsthalle, Karikaturmuseum und Artothek. Rössl waren aber immer auch dezentrale Einrichtungen wichtig. In den letzten 20 Jahren wurden 300 Millionen Euro in 60 Kulturbauten investiert.

Rainer, Nitsch, Gugging

Das Angebot reicht nun vom Arnulf-Rainer-Museum in Baden und dem Museum Gugging bis zum Nitsch-Museum in Mistelbach und dem Musikfestival Grafenegg. Es entstanden 20.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und 5700 Arbeitsplätze. Das Land förderte exemplarisch die Kunst im öffentlichen Raum - und ermöglicht auch urbane Konzepte wie das Donaufestival.

Der Expansionsschub schlägt sich natürlich in den jährlichen Kosten nieder. Das Kulturbudget verdreifachte sich zwischen 1992 und 2011 von 36 auf 116 Millionen Euro. Doch der Zweck heiligt die Mittel: Laut einer GfK-Studie beurteilen 85 Prozent der Befragten das Kulturangebot als positiv - und neun von zehn wollen keine Budgetkürzungen im Kulturbereich. (trenk, DER STANDARD, 22.10.2012)