Bild nicht mehr verfügbar.

BP ist zum Öl-Milliardengeschäft mit dem russischen Staatskonzern Rosneft bereit. (Bild: BP-Tankstelle in Moskau)

Foto: REUTERS/Sergei Karpukhin/

Moskau - Im Milliardenpoker um den drittgrößten Ölförderer TNK-BP hat der staatsnahe Petrolkonzern Rosneft offenbar die richtigen Karten ausgespielt: Die BP-Führung hat dessen Offert zugestimmt und erhält für seinen 50-Prozent-Anteil voraussichtlich 17 Milliarden Dollar (13 Mrd. Euro) in bar sowie 13 Prozent der Anteile an Rosneft. Dies geht aus Berichten der russischen Tageszeitung Kommersant und der Financial Times vom Sonntag hervor.

Rosneft nutzt demzufolge für das Geschäft großteils die im Eigenbesitz befindlichen Papiere (12,53 Prozent). BP wird damit zum zweitgrößten Aktionär des russischen Staatskonzerns (nach der staatlichen Rosneftegas Holding). Der Großteil der Geldsumme, die Rosneft an die Briten überweist, sei den Russen von Banken als Kredit zur Verfügung gestellt worden, heißt es.

Deal

Die mit Rosneft um den BP-Anteil konkurrierende Milliardärsgruppe AAR um Michail Fridman und Viktor Wekselberg konnte hingegen den Berichten zufolge bei den Banken keine Finanzmittel auftreiben und musste das Wettbieten daher aufgeben. AAR habe Verhandlungen mit Rosneft aufgenommen und wolle nun seinen TNK-Anteil verkaufen. Die Rede ist dabei von einer Summe in Höhe von 28 Milliarden Dollar. Geht auch dieser Deal über die Bühne, würde Rosneft mehr als die Hälfte der zunehmend verstaatlichten Ölproduktion in Russland kontrollieren und mehr Öl und Gas fördern als der US-Weltmarktführer Exxon Mobil.

Die Briten werden künftig nun zwar weniger Öl in dem rohstoffreichen Land fördern, können sich aber bei künftigen Projekten auf engere Verbindungen zu Rosneft und dessen Chef, dem einflussreichen Putin-Vertrauten Igor Setschin, stützen. Zudem kann BP die von heftigen Streitereien geprägte Allianz mit den Oligarchen zu den Akten legen. Finanziell hat sich die TNK-BP-Investition für BP aber gelohnt: Das Unternehmen war 2003 gegründet worden, der Anteil hatte BP sieben Milliarden Dollar gekostet.

Rosnefts steiler Aufstieg begann Mitte des vergangenen Jahrzehnts, als der Konzern den Großteil des Ölkonzerns Yukos von Putin-Kritiker Michail Chodorkows ki übernahm. Chordorkowski wurde in spektakulären Prozessen wegen Steuerhinterziehung, Un terschlagung und Geldwäsche zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, Yukos musste in die Insolvenz und wurde zerschlagen. Chordokowski gehörte zu einer kleinen Gruppe russischer Unternehmer, die in den Zeiten der Privatisierung durch den günstigen Erwerb von Staatsbetrieben reich wurden. (ab, Reuters, DER STANDARD, 22.10.2012)