Was ist uns der Journalismus wert? Was ist uns guter Journalismus wert? Die Frage steht auf pervertierte Weise auch hinter den skandalträchtigen Regierungsinseraten. Denn diese sind ja auch so etwas wie versteckte Presseförderung, die aber in überwiegenden Maße in die Schatulle von Krawallblättern fließt. Und sie steht, auf andere Weise, auch hinter der Auseinandersetzung um den Journalisten-Kollektivvertrag, der jetzt von den Verlegern gekündigt wurde, wogegen die Journalisten jetzt demonstrieren. In der Branche haben sich längst skandalöse Zustände eingeschlichen, Zustände, die wohl in keiner anderen Branche toleriert würden. Da würden empörte Artikel geschrieben. Aber wenn es um die eigene Sache geht, wird gerne weggeschaut. Aber es ist einfach nicht mehr länger tragbar: Wir haben eine Zwei-Klassengesellschaft im Journalismus geschaffen. Bestens bezahlte Langzeit-Angestellte sitzen neben prekär Beschäftigten, die die gleiche Tätigkeit verrichten, aber nur einen Bruchteil des Einkommens erzielen. Die ökonomisch in chronischer Unsicherheit leben. Die damit oft auch gar nicht in der Lage sind, selbstbewußt "Nein" zu sagen, wenn von ihnen Handlungen gefordert werden, die gegen ihr berufliches Ethos verstoßen. Weiter wegschauen geht nicht mehr.