Seoul/Pjöngjang - Südkoreanische Soldaten und Bereitschaftspolizisten haben am Montag eine Gruppe von Aktivisten an einer Flugblattaktion gegen Nordkorea gehindert. Die Aktivisten der Organisation "Kämpfer für ein freies Nordkorea" wollten nahe der Grenzstadt Paju, 60 Kilometer nördlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, von einem Park aus zehntausende Flugblätter an Ballons über die Grenze schicken. Doch die Einsatzkräfte riegelten die Startstelle weiträumig ab. Ein Polizeibeamter sagte, der Park bleibe aus Sicherheitsgründen solange gesperrt, bis die 50 Aktivisten ihren Plan aufgäben.

Das sei "lächerlich", sagte der Leiter der Aktivistengruppe, Park Sang-hak. Schließlich habe die Regierung die Aktion genehmigt. Nordkorea hatte am Freitag mit militärischer Vergeltung "ohne Vorwarnung" gedroht, sollten die Aktivisten ihre Ankündigung von der Flugblattaktion wahr machen. Das Gebiet um die Startstelle werde das Ziel direkter Angriffe sein, deshalb sollten die dort lebenden Menschen vorsichtshalber in Sicherheit gebracht werden.

Flugblattaktionen haben Tradition

Gegner der nordkoreanischen Regierung in Südkorea, darunter Überläufer aus dem Norden, schicken immer wieder Flugblätter über die Grenze, in denen sie das autoritäre Regime in Pjöngjang anprangern und zum Sturz des Machthabers Kim Jong-un aufrufen. Nordkorea droht regelmäßig mit Vergeltungsschlägen, doch diesmal war die Reaktion ungewöhnlich hart. Südkorea versetzte Truppen in Alarmbereitschaft und entsandte zusätzliche Artillerie- und Panzereinheiten an die Grenze, wie die Nachrichtenagentur Yonhap meldete.

Nordkorea und Südkorea befinden sich seit Ende des Korea-Kriegs 1953 formal immer noch im Kriegszustand. Die Spannungen zwischen den beiden Ländern sind groß. Südkorea kündigte für Mittwoch ein groß angelegtes Militärmanöver an. An der einwöchigen Übung unter Beteiligung von US-Truppen sind 240.000 Soldaten aller Waffengattungen beteiligt. Die USA haben 28.500 Soldaten im Süden stationiert. (APA, 22.10.2012)