"Ma'ariv", die älteste Tageszeitung Israels, steht kurz vor der Pleite. Wie ein Artikel von "NPR" darstellt, ist dabei neben dem digitalen Umbruch vor allem politische Einflussnahme für die Erschütterung der israelischen Printlandschaft verantwortlich. Zu den direkt Betroffenen zählt auch die links-politische Zeitung "Haaretz".
Eingeleitet wurde die Entwicklung mit der 2007 auf dem Markt etablierten Gratiszeitung "Israel Hayom" des republikanischen US-Casino-Moguls Sheldon Adelson, die inzwischen einen Marktanteil von vierzig Prozent verzeichnet. Zu verdanken sei dieser Trend dem hohen Qualitätsanspruch der Inhalte, zitiert der Bericht den Journalisten Matan Drori, die in Kombination mit den niedrigen Anzeigenpreisen den gesamten Markt verändert hätten.
Politische Naheverhältnisse
Unterstützend wirke sich für Adelson das enge Verhältnis mit Ministerpräsident Netanyahu und dessen Mitarbeitern aus, was sich wiederum in einseitiger politischer Berichterstattung manifestiere, so NPR weiter. Diese habe der Zeitung auch ihren Spitznamen im Volk eingetragen: "Bibi Iton", was soviel wie "Netanyahus Zeitung" bedeutet.
Auswirkungen auf den Printmarkt
In Folge der zunehmenden finanziellen Einflussnahme von "Israel Hayom" auf den israelischen Printmarkt musste "Ma'ariv" dieses Jahr Konkurs anmelden und wurde im September von Verleger Shlomo Ben-Zvi gekauft, der selbst die rechts-nationalistische Zeitung "Makor Rishon" betreibt. Dieser gedenkt laut "Shalom Europe" den Großteil der 1750 Angestellten zu entlassen und die einzelnen Teile des Unternehmens stückweise zu verkaufen oder seiner eigenen Hirsch Media einzugliedern.
Druckvereinbarung für "Haaretz" auf der Kippe
Die brenzlige Situation der beiden großen Tageszeitungen "Ma'ariv" und "Haaretz", die bis vor kurzem das Zentrum der nationalen Kritik an Netanyahus Regierung gebildet haben, wird überaus kritisch beobachtet. So hat Ben Zvi laut "The Jewish Daily Forward" bereits angekündigt, auch die zu "Ma'ariv" gehörigen Druckereien aufzukaufen und die bisher geltenden Druck-Vereinbarungen mit "Haaretz" kippen zu wollen. Dieser Schritte würde auch den Überlebenskampf der zweiten liberalen Tageszeitung nach Gewinneinbrüchen durch "Israel Hayom" noch einmal verschärfen. (tara, derStandard.at, 22.10.2012)