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"Der g'schupfte Ferdl geht Tauben vergiften im Park": Ein Liederabend vereinigt das Werk der Kabarettgrößen Gerhard Bronner (li.) und Georg Kreisler.

Foto: Standard/Matthias Cremer/dpa/Boris Roessler

Wien - Wenn man die Sintflut an immergleichen Proll-Comedians betrachtet, die das bundesdeutsche Privatfernsehen auch an die Augen, die Ohren und das Gehirn des österreichischen TV-Konsumenten heranträgt, und wenn man gleichzeitig an die Größen der hiesigen Kabarettszene denkt mit ihrem lapidaren Witz (Josef Hader), ihrer brillant kaschierten Intellektualität (Josef Hader) und ihrer beglückenden Musikalität (Josef Hader), so kommt man zu dem Schluss, dass der Humus der Vergangenheit, aus dem solche Spitzengewächse gewachsen sind, ein äußerst nährreicher gewesen sein muss.

Zwei dieser Nährväter waren Gerhard Bronner und Georg Kreisler. Beide mussten in jungen Jahren aufgrund der Naziherrschaft aus Österreich fliehen, beide kamen zurück. Bronner prägte die hiesige Kabarettszene mit seinen Mitstreitern (Helmut Qualtinger, Carl Merz, Michael Kehlmann, Louise Martini) und Programmen deutlich mehr als Kreisler, der lange Jahre in München, Berlin und in Basel lebte.

Beide stellten die Schamlosigkeiten der Welt gern singend und klimpernd am großen Schwarzen bloß; Bronner bevorzugte hierfür mehr den gutmütig-humoristischen Tonfall (Der Papa wird's schon richten), Kreisler den ätzenden (Wie schön wäre Wien ohne Wiener).

Béla Koreny, der Pianist und ehemalige Broadway-Bar-Chef, hatte die Idee, zum 90. Geburtstag von Gerhard Bronner die zwei zuerst befreundeten, zuletzt einander aber vehement skeptisch begegnenden Größen post mortem wieder enger zusammenzuführen. Der Bronner-Kreisler-Liederabend Der g'schupfte Ferdl geht Tauben vergiften im Park vereint zu diesem Zwecke einige der beliebtesten Nummern der beiden. Timna Brauer, die man mit ihrer Sanftheit und ihrer weltmusikalischen Orientierung nicht in diesem Terrain der kleineren und größeren Bissigkeiten vermutet hätte, wird Teile aus Kreislers Œuvre vortragen, Wolf Bachofer Bronner'sches. Klingt doch interessant. (Stefan Ender, DER STANDARD, 23.10.2012)