Wien - "Es könnte einen Kommunikationsfehler gegeben haben", gesteht Roman Hahslinger, Sprecher der Wiener Polizei, nach den Ausschreitungen vor dem Wiener Derby am Sonntagnachmittag ein. 100 bis 150 Rapid-Anhänger hatten auf der Ostseite der Generali Arena Fans des Heimvereins attackiert, drei Menschen wurden verletzt, ebenso viele festgenommen. Warum die Polizei nichts von dem dräuenden Unheil mitbekommen hat und erst zum Ende der Randale hin vor Ort war, soll nun ermittelt werden.

Fix scheint, dass die Aktion geplant war. Nach ersten Erkenntnissen sollen sich die Rapid-Fans in kleinen Gruppen unbemerkt gesammelt haben und langsam eingesickert sein. Ebenso auffällig: Auch eine Handvoll ungarische Fußball-Hooligans sollen vor Ort gewesen sein.

120 Anzeigen

Beim Treffpunkt der Randalierer waren weder Ordner noch Polizisten stationiert, sodass die großteils Vermummten bis zum Stadion kommen konnten. Innerhalb von Minuten flogen Böller und Fäuste, dann löste sich die Gruppe wieder auf. Arbeit hat die Exekutive dennoch: 30 strafrechtliche Anzeigen gibt es, dazu kommen 90 wegen Verstößen gegen das Verwaltungsrecht.

Arbeit könnte das auch für die "Rechtshilfe Rapid" bedeuten. Diese nach Eigendefinition "Solidargemeinschaft von Fans für Fans" berät die Anhänger in Rechtsfragen - mit durchaus prominenter Unterstützung. So ist ein ehemaliger Staatsanwalt Mitglied, der wegen Amtsmissbrauchs verurteilt wurde - bei dem er einem Rapid-Fan gefällig war. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 23.10.2012)