Bild nicht mehr verfügbar.

Der Petronas-Zwillingsturm in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur strahlt nicht bis Kanada, wo man den Staatseinfluss negativ sieht und die Energiebranche davor beschützen will.

Foto: Reuters/Bazuki Muhammad

Die Übernahme des relativ kleinen Gaskonzerns Progress Energy durch Petronas aus Malaysia dürfte von Ottawa vereitelt werden. Kanada sorgt sich um die Unabhängigkeit in Energiefragen.

 

London/Ottawa - Kanada lässt mit einem überraschenden Veto gegen die Übernahme des Gasproduzenten Progress Energy Ressources die Wogen hochgehen. Laut einem Bericht der Financial Times erkennt der kanadische Industrieminister Christian Paradis in der vom malaysischen Mineralölkonzern Petronas angestrebten Übernahme keinen Vorteil. Petronas hat nun 30 Tage Zeit, um Argumente für die 5,3 Mrd. US-Dollar (4,07 Mrd. Euro) schwere Übernahme vorzubringen.

Die staatlich kontrollierte Petronas will mit der Übernahme von Progress Energy zu einem globalen Akteur im Gasgeschäft werden und darüber hinaus Gaslieferungen von Flüssiggas (LNG) aus Nordamerika nach Asien absichern. Asien verbraucht zwei Drittel des globalen Bedarfs. Sollte Petronas nicht zum Zuge kommen, dürften andere große internationale Energiekonzerne ihr Interesse bekunden, schreibt die Zeitung weiter.

Der Einspruch setzt auch hinter eine andere Großübernahme ein Fragezeichen. Der kanadische Ölkonzern Nexen soll für 15 Mrd. US-Dollar vom chinesischen Staatskonzern Cnooc geschluckt werden. "Wenn die kanadische Regierung Petronas die Übernahme verweigert, sieht es auch für Cnooc nicht gut aus. Man befürchtet eine negative öffentliche Meinung, weil der Käufer ein Staatskonzern ist", zitiert die FT einen Analysten. Cnooc teilte mit, bisher verlaufe der Übernahmeprozess normal. Die Regierung in Ottawa wird ihre Entscheidung am 11. November bekanntgeben.

In der Region Athabasca im nördlichen Kanada läuft seit 2003 unter Federführung von Nexen das Long Lake Project, ein Pilotprojekt zur Förderung von Ölsand. Das Projekt wird in Kanada vielfach als wegweisend erachtet und dürfe nicht in ausländische Hände, geschweige denn chinesische geraten, so das in der Öffentlichkeit vielfach vorgebrachte Argument. Kanada verfügt dank der reichhaltigen Ölsandvorkommen über die weltweit drittgrößten Reserven hinter Saudi-Arabien und Venezuela. Zur Erschließung der riesigen Felder sind große Investitionen notwendig, bei denen das Land auf internationale Investitionen setzt. Allein für Ölsand rechnet die Regierung mit Erschließungskosten 650 Milliarden kanadischen Dollar.

Die Entscheidungsgründe Kanadas bei der Genehmigung ausländischer Kontrolle auf heimische Konzerne sind dabei nicht transparent. Beobachter gehen davon aus, dass die Einsetzung kanadischer Verwaltungsräte oder Managementpositionen von Bedeutung sein kann. Zudem gilt eine Börsennotiz im Land als vorteilhaft. Offenbar ist Petronas diesen inoffiziellen Vorgaben bisher nicht gefolgt.

Bisher wurden die Vetorechte nur in seltenen Fällen eingesetzt. Dass der konservative Premierminister Stephen Harper davor nicht zurückschreckt, zeigte die Ablehnung der Übernahme von Postash, dem weltgrößten Düngemittelkonzern, durch den Rohstoffriesen BHP Billiton. (red, Reuters, DER STANDARD, 23.10.2012)