Ein junger Mann nimmt eine Waffe ins Visier.

Foto: Katrin Burgstaller

Schnitzelsemmel zum Kampfflugzeug.

Foto: Christian Fischer

Jährlich pilgern Familien mit Kindern am Nationalfeiertag auf den Heldenplatz.

 

Foto: Christian Fischer

Der Wiener Heldenplatz wirkt derzeit, als habe eine Armee einen Provinz-Jahrmarkt geentert: Zwischen unzähligen Partyzelten, Schaumrollen- und Langos-Ständen stehen Panzer, Kampfflugzeuge und Militärhubschrauber. Neben der bunten Kletterwand prangt ein militärgrünes Zelt, in dem in einigen Stunden Waffen ausgestellt werden sollen. Vor der Hüpfburg steht ein Panzer. Behelmte Handwerker wuseln über den Platz, bauen Stände auf, schleppen Bänke. Die Vorbereitung für die Leistungsschau des österreichischen Bundesheeres am Nationalfeiertag läuft auf Hochtouren. Alleine die Bewachung des Kriegsgeräts in den Tagen vor der Schau koste den Steuerzahler jährlich tausende Euro, kritisieren die Grünen.

600.000 Euro Kosten

Das Verteidigungsministerium beziffert die Gesamtkosten der Heeresschau mit 600.000 Euro. Das Werbematerial alleine macht 200.000 Euro aus. Es sorgte heuer bereits für Berichterstattung - wegen sexistischer Werbung und einer Bier-Anzeige. Teuer sind neben der Sicherung des Kriegsgeräts vor und während der Ausstellung vor allem der Transport der Panzer und Hubschrauber auf den Heldenplatz und die Arbeitszeit der Soldaten. "Die Grundwehrdiener und Berufssoldaten brauchen tausende Arbeitsstunden für diesen einen Tag Waffenschau in Wien", sagt Tanja Windbüchler-Souschill, grüne Kinder- und Jugendsprecherin und Mitglied des Ausschusses für Landesverteidigung.

Panzer und Bratwurst

Mehr als die Kosten stört die Grüne die familienfreundliche Inszenierung des Kriegsgeräts bei der Heeresschau: "Jedes Jahr spielen Kinder und Jugendliche mit Panzern, hantieren mit Waffen und bekommen den Schussvorgang der Maschinen genau erklärt."

Den Einwand, dass die Heeresschau längst zum kommerziellen Familienfest geworden sei, bei dem Bratwürstel gegessen und Abfangjäger als harmloses Artefakt wahrgenommen werden, lässt Windbüchler-Souschill nicht gelten: "Kriegsgeräte sind niemals Spielplätze, Panzer sind keine Ringelspiele. Eine Waffe ist immer eine Waffe, und sie hat nur einen Existenzgrund - einen Menschen zu töten." Die Heeresschau mache den Heldenplatz zu einem Kriegsschauplatz, sagt Windbüchler-Souschill. Sie fordert, dass Minister Norbert Darabos (SPÖ) die Schau stoppt.

"Keine Bedrohung durch Nachbarländer"

Die grüne Kindersprecherin ist nicht allein mit ihrer Ablehnung der Heeresschau. Auch andere Gruppen stoßen sich an der militärischen Inszenierung am Nationalfeiertag. Etwa der Internationale Versöhnungsbund und die ARGE für Wehrdienstverweigerung, Gewaltfreiheit und Flüchtlingsberatung. Es gebe weder Nutzen noch Zweck für die Heeresschau, heißt es dort. Österreich sei Teil der europäischen Friedensunion, Bedrohungen durch Nachbarländer seien auszuschließen. "Man kann Landesverteidigung auch anders darstellen und gestalten", sagt Windbüchler-Souschill. "Weg von diesem schweren Kriegsmaterial." (lima, derStandard.at, 24.10.2012)