Bill Schneider.

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STANDARD: Das Rennen ist eng ...

Schneider: Ja, weil es zum Referendum über Präsident Barack Obama geworden ist. Genau das hat sein Team immer zu vermeiden versucht. Er hat nur noch 50 Prozent Zustimmung, das ist sehr wenig. In der ersten Debatte hat Obama zugelassen, dass sich Mitt Romney als Alternative präsentieren konnte. Deswegen ist es zum Kopf-an-Kopf-Rennen geworden.

STANDARD: Hat sich zuletzt in den Swing-Staaten etwas geändert?

Schneider: Wir haben diesmal nur acht solcher Staaten - sehr wenig. Entscheidend ist Ohio. Dort führt Obama immer noch. Wenn der Präsident dort gewinnt, wird es für Romney sehr schwer werden. Virginia kann er, Florida wird er wahrscheinlich gewinnen. Obama ist im Vorteil, weil Ohio sich anders als der Rest des Landes zuletzt sehr positiv entwickelt hat.

STANDARD: Welche Mehrheiten wird es im Kongress geben?

Schneider: Im Repräsentantenhaus werden die Republikaner schwächer werden, aber die Mehrheit halten. Im Senat wird es umgekehrt sein. Es wird am Ende der gleiche Stillstand herauskommen, der bereits in den vergangenen vier Jahren geherrscht hat.

STANDARD: Woher kommt diese Unversöhnlichkeit?

Schneider: Wir hatten Clinton-Hasser und Bush-Hasser. Für Obama gibt es keine Ausnahme. Es ist nicht so schlimm, dass die beiden Seiten aufeinander schießen würden wie im Österreich der 1930er-Jahre. Aber der Hass gehört heute zum politischen Geschäft.

STANDARD: Ihre Prognose?

Schneider: Wenn Romney verliert, dann werden wir radikalere Kandidaten auf der Seite der Republikaner sehen. Sie werden das nächste Mal, 2016, Paul Ryan zum Kandidaten machen. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 25.10.2012)