Frauen träumen anders als Männer und Kinder anders als ältere Menschen.

Foto: filmmuseum

Regensburg - Jeder tut es, auch wenn viele Menschen behaupten, dass sie nie träumen. Tatsächlich können sie sich nur nicht daran erinnern, denn jeder träumt drei- bis viermal pro Nacht - insgesamt ungefähr zwei Stunden lang, berichtet der deutsche Online-Reportagedienst obx-medizindirekt.

Frauen träumen anders als Männer und Kinder anders als ältere Menschen. Was bis heute aber nicht wissenschaftlich genau geklärt ist, welchen Sinn und Zweck das Träumen überhaupt hat. Wissenschaftler vertreten hier teilweise sehr konträre Standpunkte. Die Argumentationspalette spannt sich dabei von "Es ist vollkommen sinnlos" über "Wir brauchen den Traum, um unsere täglichen Erlebnisse zu verarbeiten" bis hin zu "Wir träumen, um zu vergessen und unser Gedächtnis gewissermaßen auszumisten - also eine Art Selbstreinigungsmechanismus des Gehirns".

Arbeit und Freizeit bestimmen Inhalt

Die Wissenschaft weiß heute eine ganze Menge über Dauer und Art des menschlichen Träumens. So ist beispielsweise das Hormon Vasotocin, das während der Traumphasen in der Zirbeldrüse gebildet wird, neben dem Schlafhormon Melatonin unverzichtbar für das Träumen. Außerdem fällt die Hälfte unserer Traumzeit in die sechste und siebte Stunde des Nachtschlafes.

Mittlerweile hat sich die moderne Traumforschung auch von der Theorie Sigmund Freuds verabschiedet, jedem Traum liege ein uneingestandener (sexueller) Wunsch zugrunde. Sex ist zwar ein Thema bei Träumen von Männern und Frauen, aber nur jeder etwa zehnte Traum hat erotische Bezüge. Heute wird angenommen, dass primär Dinge, die den Menschen während der Arbeit und Freizeit beschäftigen, auch die nächtlichen Träume bestimmen.

Dass Träume oft wirr, gefühlstief und bizarr erscheinen, hat damit zu tun, dass das Gehirn aus Erholungsgründen das kritische Bewusstsein ausschaltet. Kontrollinstanzen, die auf Logik achten, werden im Schlaf einfach abgestellt. Dafür werden Gehirnareale, die Gefühle produzieren, besonders aktiv. Die häufig aufgestellte Behauptung, dass Träume nur eine Sekunde dauern, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Ein amerikanisches Schlaflabor hat sogar einen Traum gemessen, der drei Stunden und acht Minuten lang dauerte.

Im Schlaf lernen

Unrichtig ist zudem, dass der Mensch nur in den so genannten REM-Phasen (Rapid-Eye-Movement-Phasen) träumt, in denen schnelle Bewegungen der Augen beobachtet werden. Träume können die ganze Nacht über auftreten. Eine große Hoffnung der Wissenschaft hat sich ebenfalls nicht erfüllt: Sämtliche Hoffnungen, dass der Mensch im Traum durch das Abspielen von Tonbändern Fremdsprachen, Atomphysik und die Kulturgeschichte der Menschheit lernen könne, haben sich bislang nicht erfüllt.

Dennoch sind Schlaf und Traum enorm wichtig für das Lernen: Das tagsüber Gelernte bleibt nämlich nur dann richtig im Gedächtnis haften, wenn darauf ein erholsamer Schlaf folgt. Denn während des Träumens laufen biochemische Prozesse ab, die Gehirnzellen neu miteinander verbinden und so die Erinnerungen vom Tag im Gedächtnis behalten. Hindert man dagegen Menschen nach dem Lernen am Schlaf, dann wird das Erlernte nicht im Gedächtnis verankert. (red, derStandard.at, 25.10.2012)