"Medal of Honor: Warfighter" ist für PC, PS3 und Xbox 360 erschienen.

Foto: Electronic Arts
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Die ersten drei Teile der 1999 ins Leben gerufenen Kriegsspielserie "Medal of Honor" (MoH) werden wohl noch für lange Zeit als die Sternstunden einer 13 Jahre andauernden Talfahrt in Erinnerung bleiben. Die Nachstellung der Landung der Alliierten in der Normandie in "MoH: Allied Assault" gehört mit Sicherheit für viele Spieler nach wie vor zu einer der einprägsamsten und abschreckendsten virtuellen Erlebnisse. "MoH" setzte damals Maßstäbe in Sachen Realismus und Atmosphäre und wurde einstimmig von den Kritikern gefeiert.

Seither hat sich die Serie auf einen qualitativen Sturzflug begeben. Unter Herausgeber Electronic Arts von einem zum anderen Studio durchgereicht, wurde die Ehrenmedaille abgegriffen und der einstige Glanz ging allmählich verloren. 2010 wurde der Neustart forciert, doch über die Durchschnittlichkeit schaffte es auch das neue, vom Weltkrieg in der Gegenwart angekommene "Medal of Honor" nicht mehr hinaus. Mit dem vergangenen Freitag veröffentlichten Nachfolger "Medal of Honor: Warfighter" wurde den Kritikern zufolge ein neuer Tiefpunkt erreicht.

Das Kriegsgebiet als Disneyland

Realismus schrieben sich die Entwickler auf die Brust. Von echten Soldaten instruiert, wurden reale Kriegsschauplätze in eine "Gut jagt Böse"-Geschichte verstrickt. In der Rolle von Elitesoldaten internationaler Spezialeinheiten nimmt man Terroristen ins Visier, die die Welt mit der tödlichen Chemikalie PETN in Angst und Schrecken versetzen. Egal ob man Geisel aus Abu Sayyafs Festung in Basilan auf den Philippinen befreit oder einen Angriff auf Al-Shabaabs "Piratenstadt" an der Küste von Somalia durchführt, die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit wird transparent gezeichnet. Sich in der Sicherheit der heimischen vier Wände wiegend können Spieler "Einsätze und Action nahezu so erleben, wie sie sich zugetragen haben", heißt es in der Spielbeschreibung.

"Warfighter versucht von Anfang an Emotionen zu erzeugen, in dem es die Geschichte eines Mannes erzählt, der zerrissen ist zwischen dem Pflichtgefühl für sein Land zu kämpfen und seiner Verantwortung für seine Familie da zu sein.", schreibt Polygon. "Man weiß das, weil das Spiel alle 20 Minuten von einer Zwischensequenz unterbrochen wird." Damit schaffe es das Spiel sogar sich von anderen Genrevertretern zu unterscheiden, was vielleicht auch aufgehen würde, wenn es nicht eine der "monotonsten und am schlechtesten erzählten, zweitklassigen Kampagnen" überhaupt wäre. "Warfighters Kampagne ist voll mit Waffen, die sich wie Steinschleudern anfühlen und mörderischen Feinden, die sich wie idiotische Roboter verhalten.", so Polygon. "Es ist wie Maulwurf-Erschlagen in Disneyland, nur dass man durch Gebiete geführt werden, die Jahrzehnte lang für Schlagzeilen über islamischen Fundamentalismus gesorgt habe."

Kleine Multiplayer-Innovation

Im Multiplayer-Modus schlüpft man in eine von sechs Soldatenklassen und kann sich für eine von 12 internationalen Spezialeinheiten entscheiden. Gekämpft wird auf acht realen Schauplätzen, bis zu 35 Bewerbstypen lassen sich kombinieren. Unterscheiden will sich der Titel durch ein System namens "Fireteam", das traditionellen Mehrspielergefechten eine kooperative Note verleiht. Vor jedem Match werden zwei Spieler zu einem Team zusammengeschlossen. Im Spiel wird man dann für den gemeinsamen Einsatz belohnt, was den Zusammenhalt fördert.

"Der psychologische Effekt des Fireteam-Systems ist spürbar. Es führt dazu, dass man sich mehr um seinen Kollegen sorgt und man mehr darauf achtet, dass er nicht stirbt. Das ist eine großartige Idee, die belohnend wirkt.", sagt Destructoid. "Abseits dieses Features hat man es jedoch mit einem ziemlich durchschnittlichen Multiplayer zu tun, egal wie sehr das Spiel versucht dies durch eine Flut voll Informationen zu verdecken."

Nicht gut genug

"Der Mehrspielermodus stolpert über die gleichen Ecken und Kanten wie die Kampagne.", fügt Eurogamer hinzu. "Die Schadenlevels sind unausgewogen, genauso wie die Belohnungen." Zwar seien solche Probleme nicht ungewöhnlich zum Start, doch selbst nach einer Reihe von Updates wäre "Warfighter" nur passabel anstelle einer echten Alternative zu Genreplatzhirschen. "Das ist ein Genre, das ein enorm hohes Maß an Feinschliff voraussetzt, nur um mithalten zu können. Warfighter borgt sich Ideen von Call of Duty und Battlefield aus, bietet selbst ein paar neue an, aber schafft es in vielen Bereichen nicht, den Standard zu erfüllen. Das ist ein Feld, in dem 'ziemlich gut' nicht mehr gut genug ist.", resümiert Eurogamer. "Es ist kein schlechtes Spiel. Es ist nur geistlos und seicht. Ein Titel, der nur dazu existiert, um aus uninspirierten Konsumenten auch den letzten Profit herauszuquetschen.", schließt Destructoid. Es scheint, als hätte die 13 Jahre alte Serie ihren Tiefpunkt erreicht. (zw, derStandard.at, 28.10.2012)

("Medal of Honor: Warfighter" ist für PC, PS3 und Xbox 360 erschienen.)