München/Málaga - Klubboss Silvio Berlusconi hatte schon vor dem Spiel die Flinte ins Korn geworfen. Noch vor der 0:1-Pleite des AC Mailand in der Champions League beim FC Málaga teilte der ehemalige italienische Ministerpräsident mit, nicht mehr bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 2013 antreten zu wollen. Spieler und Trainer agierten anschließend ähnlich teilnahmslos. Durch die dritte Pleite in Serie und den schlechtesten Saisonstart seit 30 Jahren wird die Luft für Milan-Coach Massimiliano Allegri immer dünner.
"Arme Teufel! Debakel für Milan. Allegris Trainerstuhl wackelt", schrieb die Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport und rief die Ligapartie am Samstag gegen den FC Genua gleich zum richtungsweisenden Spiel für den 45-Jährigen aus. Tuttosport meinte: "Für Allegri war das die Nacht des Gerichts. Ein weiterer schwerer Hieb."
Was Berlusconi meint
Der umstrittene Coach, dessen personeller Neuaufbau von Berlusconis Sparkurs erschwert wird, lehnte einen Rücktritt ab. Es gehöre nicht zu seinem Charakter, aufzugeben, ließ der Meistertrainer von 2011 wissen: "Die Mannschaft wird sich erholen. Ich vertraue dem Team." Und er erhielt Rückendeckung von Geschäftsführer Galliani. "Berlusconi meint, die Fans müssen Geduld haben. Das ist das Jahr eins der Milan-Neugründung. Wir machen mit diesem Trainer und dieser Mannschaft weiter und werden die schwierige Phase überwinden", so die Übermittlung der Gedanken des Chefs. Und Galliani weiter: "Den Erfolg eines Klubs machen der Klub, der Trainer und die Spieler aus. Diese Elemente können nicht getrennt werden."
Nach der dritten Pleite in Serie und wird die Luft für Allegri jedoch immer dünner. Italienische Medien spekulieren bereits, dass Allegri bei einer erneuten Niederlage am Samstag gegen den FC Genua gehen muss.
Das tun angesichts von Platz 15 in der Liga - der schlechteste Saisonstart in der Seria A seit 30 Jahren - und nur vier Punkten in der Champions League nur noch wenige. Neben Allegri stehen die Spieler unter Beschuss. "Wenig Fantasie, Charakterlosigkeit", attestierte die Gazzetta.
Meuternde Spieler bei den Citizens
Ähnlich wie Allegri ergeht es derweil auch seinem italienischen Landsmann Roberto Mancini beim englischen Meister Manchester City. Nach der 1:3-Pleite bei Ajax Amsterdam droht den Citizens wie in der Vorsaison das Aus bereits in der Gruppenphase. "Es wird sehr schwierig. Wenn wir die letzten drei Spiele gewinnen, könnte es noch einmal eng werden. Aber es wäre ein Wunder", sagte Teammanager Mancini, dessen Mannschaft sechs Punkte hinter Tabellenführer Dortmund liegt.
Zudem meuterten die Spieler offen gegen das System-Roulette ihres Chefs, der mit einem 4-2-3-1 begann, früh auf 4-4-2 umstellte - und in der zweiten Halbzeit auf das ungewohnte 3-5-2 umschwenkte. "Die Spieler bevorzugen eine Viererkette, aber der Trainer wollte es so", sagte Abwehrspieler Micah Richards: "Das (die Dreier-Abwehr, d.Red.) ist für uns sehr hart, weil wir nicht daran gewöhnt sind. Aber er ist der Trainer, und wir machen das, was er will."
Mancini wischte Richards' Bemerkungen als "Ausreden" vom Tisch. Allerdings betonte der 47-Jährige: "Es war meine Schuld, weil ich mich nicht gut auf das Spiel vorbereitet habe. Manchmal erwartest du, dass ein Spiel in die eine Richtung läuft, und dann geht es in die andere."
Sollten sich die Citizens erneut nicht für das Achtelfinale der Königsklasse qualifizieren, könnten auch die Vorstellungen über eine weitere Zusammenarbeit zwischen Trainer und Klub in unterschiedliche Richtungen gehen. (SID, 26.10.2012)