Salzburg/Klagenfurt - "Jörg Haider war der größte politische Bankräuber der zweiten Republik" - das ist einer der griffigsten Kernsätze in der Rede von Josef Winkler zur Lage in Kärnten. Der 2008 mit dem Georg Büchner-Preis ausgezeichnete Autor hat einen wütend-polemischen "offenen Brief" mit dem Titel "Gerhard Dörfler, der Landeshauptmann von Kärnten als bischöflicher Haubentaucher auf einer Bierkiste" verfasst und auf Einladung des Salzburger Literaturhauses und der Universitätsbibliothek gestern, Donnerstag, Abend im Salzburger Unipark vorgetragen.

Winklers Kopfthema war der Totenkult um Haider: "Herr Dörfler, Sie haben das Wrack des Autos, mit dem Haider schwer betrunken und mit mehr als doppelter Geschwindigkeit in den Tod raste, um 40.000 Euro Steuergeld gekauft und halten dieses Wrack an geheimem Ort versteckt. Sie haben ein Grundstück gekauft und einen Friedhof für eine einzige Person errichtet, ebenso auf Steuerkosten. Allein der Leichenschmaus für Haider hat 150.000 Euro gekostet, und 7.000 Euro ist Ihnen ein geschmackloses Haiderdenkmal mit einander schüttelnden Händen wert, auf dem stehen müsste 'eine Hand beschmutzt die andere'. Herr Dörfler, Sie haben nicht das Recht, so mit Steuergeld umzugehen, das den jungen Kärntnern gehört. Hören Sie auf mit dem makabren Kasperltheater. Lassen Sie Haiders Wrack endlich verschrotten und zahlen Sie das Geld in die Landeskasse zurück."

Harte Angriffe auf Scheuch und Dörfler

Besonders geärgert dürfte sich Winkler auch über die außenpolitischen "Maul-Würfe" von "Kärntens oberstem Bierfassanstecher" Dörfler haben - Stichwort Kärntenbesuch des Dalai Lama. "Da hat Dörfler den Ortstafel-Konflikt in Kärnten mit dem Konflikt China-Tibet verglichen." Dies beweise, dass Dörfler kein Staatsmann, sondern bloß ein frauenfeindlicher und rassistischer Blechtrommler sei, der den Slowenen die fehlenden elf Ortsschilder verweigert habe. "Auch in dieser Frage haben Sie vor den Scheuchs - mit und ohne Halstuch - gekuscht und den Namen des Slowenenvertreters Valentin Inzko als 'Unwort des Jahres' bezeichnet. Da fehlt nicht viel zur Bezeichnung 'Unmensch'".

Heftig ins Gericht ging Winkler auch mit der "Buberlpartie" sowie den Mölzers, Kulterers, Dobernigs und Birnbachers seiner Heimat ("am Arsch brennt's") und rief in Erinnerung, dass sich die Regierungsparteien 2009 im finanziell ausgebluteten Kärnten 60 Millionen Euro Parteienförderung genehmigt und zugleich den Heizkostenzuschuss für die ärmsten Kärntner gestrichen hätten. Als herausragende Geldvernichtungsaktion aber nannte Winkler den Bau des Klagenfurter Fußballstadions. "Da wurde ein Stadion für 30.000 Leute gebaut, das seit den drei Spielen mit viereinhalb Stunden Fußball bei der Europameisterschaft 2008 mehr oder weniger leer steht. 30.000 Plätze für 100.000 Klagenfurter. Das ist, als würde man in Wien ein Stadion für 700.000 Menschen bauen. Der Bau des Stadions hat 70 Millionen Euro Steuergeld gekostet und verursacht jetzt Kosten von fünf Mio. jährlich. Das sind 13.000 Euro täglich - eine ebenso skrupellose wie größenwahnsinnige Geldvernichtung", so Winkler, der mit Friedrich Nietzsche daran zu erinnern versuchte, das "alle verschwiegenen Wahrheiten giftig werden".(APA, 26.10.2012)