Eines stand schon vor dem offiziellen Abschluss der Bischofssynode am Sonntag fest: Es war ein Rekord. 262 Bischöfe und Kardinäle berieten im Schatten des Petersdoms darüber, wie die Botschaft der Kirche in Zeiten der Globalisierung wirksamer verkündet werden kann. Nur zur Beerdigung Johannes Pauls II. waren mehr kirchliche Würdenträger nach Rom gekommen.
Es war eine Geografie der Kirche, ein Gewirr von Sprachen und Nationen, das vor allem die Simultanübersetzer auf eine harte Probe stellte. Die meisten Bischöfe hatten viel auf dem Herzen, aber kaum Zeit, es mitzuteilen. Die Redezeit war rigoros auf fünf Minuten beschränkt, in der Debatte auf drei Minuten. Die unübersehbar auf Großleinwand mitlaufende Uhr verführte zu erhöhter Redegeschwindigkeit.
57 Empfehlungen übergeben
In der Synodenaula hatte jeder seinen festen Platz: in den ersten Reihen die Kardinäle, darüber Erzbischöfe und Bischöfe - streng nach Weihealter. Im Präsidium der aufmerksam zuhörende Papst, der fast alle Plenarsitzungen um neun Uhr mit einer Terz eröffnete. Daneben der Generalsekretär der Synode, Erzbischof Nikolá Eterovic, und deren Berichterstatter Kardinal William Wuerl. Nach der Halbzeit überarbeiteten die Bischöfe in Arbeitsgruppen 57 "Propositiones", Empfehlungen, die dem Papst als Ergebnis der Synode übergeben werden. Die halbseitigen Texte wurden aus 327 Vorschlägen herausgefiltert, die zuvor in den zwölf Sprachgruppen der Synode erarbeitet worden waren.
Geschiede sind keine Sünder
So plädierte die Synode für eine stärkere Rolle der Pfarreien und würdigte die Arbeit der Laien als wesentlich und fruchtbar. Sie empfahl, den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zu überdenken. Es sei "falsch, diese Menschen als Sünder abzustempeln", so der Basler Bischof Felix Gmür. Wenn ein Paar in zweiter Ehe 50 Jahre verheiratet sei, habe diese Erfahrung ihren Wert. In ihrer Schlussbotschaft unterstrichen die Bischöfe die Notwendigkeit einer Neuevangelisierung der Völker, deren natürlicher Hort die Familie sei. Das Volk Gottes wird allerdings auch als "zerstreut und verwirrt" bezeichnet. Die Neuevangelisierung müsse "aus dem innersten Zirkel der Kirche selbst erfolgen".
Schwächen und Sünden einzelner Jünger Christi unterminierten die Glaubwürdigkeit. Für Pessimismus sei kein Platz: Globalisierung, Säkularisierung, Atheismus, Migration und Glaubwürdigkeitskrisen der Politik müssten als Chancen zur Besinnung verstanden werden.
Kardinal Christoph Schönborn hatte in seiner Wortmeldung bemängelt, die Synode sei "zu wenig von den persönlichen Erfahrungen der Teilnehmer geprägt". Schönborn wurde in den elfköpfigen ständigen Synodenrat gewählt. Am Sonntag werden dem Papst die Anregungen der Synode überreicht. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 27.10.2012)