Mailand - Der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi will gegen seine Verurteilung im Prozess um Steuerbetrug und Schwarzgeldkassen vorgehen. Wenige Stunden nach Verkündung der Haftstrafe gegen den 76-Jährigen kündigten seine Anwälte Berufung an. Ein entsprechend begründeter Antrag solle bis zum 9. November vorgelegt werden, meldete die Nachrichtenagentur ANSA.

Ein Mailänder Gericht hatte Berlusconi am Freitag zu vier Jahren Haft verurteilt. Davon wurden ihm jedoch drei Jahre erlassen, unter Berufung auf ein Gesetz von 2006, das wegen der überfüllten italienischen Gefängnisse beschlossen worden war. Berlusconi sprach von einem "politischen Urteil".

Ob das Urteil in einem Berufungsverfahren überhaupt rechtskräftig werden kann, ist offen. Denn eine Verjährung der Straftaten ist nicht ausgeschlossen. Der 76-Jährige war einer von elf Angeklagten in dem bereits vor sechs Jahren begonnenen Verfahren um Berlusconis Konzern Mediaset.

Selbst wenn Berlusconi letztinstanzlich verurteilt wird, muss er wohl nicht ins Gefängnis, da 70-Jährige in Italien nicht mehr eingesperrt werden. "Der schlimmste Fall wäre für Berlusconi ein Hausarrest", meinte René Lanzin im Schweizer Tagesanzeiger. (red/APA, 27.10.2012)