Foto: Christopher Just

Das sagt der Künstler selbst zu seiner Auswahl:

"Bei sonnigem Wetter, oder im Frühling auf Barbados hätte sich die Spotify Reise eventuell anders gestaltet, aber es war einer dieser verdammt grau in grauen Nationalfeiertage, ich war in Wien und die Kinder trugen bereits wieder diese stacheligen roten Mützen. Wütend prügelte ich in einem aberwitzigen Versuch der Schwermütigkeit zu trotzen die Initialen der besten Band der Welt in die Tastatur meines Laptops: E L O. "Mis-ter-Blue-Sky.." – zugegeben, die letzten Worte des Vocoders waren kaum verklungen, als ich mich, der Tristesse ein mattes "Bonjour" entgegenmurmelnd, endgültig den Gegebenheiten fügte. Und während ich versuchte zu verstehen, wieso Sakamoto für ein Stück, welches er so clever komponiert hatte, dass man – auch wenn es einem noch nie zuvor zu Ohren gekommen war, dennoch sicher ist, es immer schon gekannt zu haben – kein besserer Titel eingefallen war als "Amore", überschlug sich auf dem Heldenplatz im Zeitlupentempo ein Panzer (hinter dem Steuer meinte ich den grauen Schopf des Bundespräsidenten zu erkennen) immer wieder und wieder.

Vielleicht war der BP ja vorübergehend erblindet, ganz so wie die Ada in Bertoluccis "1900", deren Thema ich unumwunden zu meinen Lieblingskompositionen von Ennio Morricone zähle. Von einer schon fast widerlichen Ergriffenheit getrieben, suche ich nach Stevie Wonders "Love's In Need Of Love Today", das erste Lied am Morgen meines einundvierzigsten Geburstages, (wir befinden uns in New York) und ich sehe Hundesohn Otis, damals keine sechs Monate alt, zur Feier des Tages in ein Black Swan Hundekostüm gezwängt, wie er, mit vor Gier und Glück geweiteten Augen, seinen eigenen Organic Dogcake, den er am späten Nachmittag wieder erbrechen wird, verschlingt.

Natürlich komme ich nicht umhin, mich selbst einzutippen: "Criticar por criticar– Chicks on Speed Remix by Christopher Just" - ich kann mich erst nicht erinnern das tatsächlich gemacht zu haben - es ist schrecklich und geil zugleich, und für all das mache ich Georg Kreislers in Flammen stehenden Zirkus verantwortlich. Jetzt will ich aber eines seiner stillen, weniger bekannten, gar nicht lustigen Stücke hören: "Weg zur Arbeit".

Warum ich dann auf Michael Nymans "Trysting Fields" komme, weiß ich nicht, noch weniger weiß ich, ob ich Peter Greenaway Filme noch ertragen kann, aber Nyman kann ich immer – und durch ihn Mozart immer besser ertragen.
Soso, ich bin jetzt also auf meinem ganz persönlichen 80er Jahre Trip, damals, als ich viel Chanson hörte und Paris, wie so viele andere Städte auch, noch einen Tick charmanter war. Boris Vian, Juliette Greco, wie viele Nächte haben wir diskutiert und getrunken, wie viele filterlose Gitanes geraucht, wie viele Baskenmützen und Moustaches getragen, während wir aus dem fahrenden 2CV mit Foie Gras nach den BouquinistInnen entlang der Seine warfen, während ständig im Radio „Reality“ aus La Boum in der Christopher Just Version lief." (derStandard.at, 29.10.2012)