Schauspielerin Erni Mangold in ihrem Haus am Hornerwald, wo einst Arbeiter des hier gelegenen Steinbruchs mit ihren Familien wohnten.

Foto: Philipp Kreidl

Die Schauspielerin Erni Mangold wohnt in einem 250 Jahre alten Haus im Waldviertel. Dort hat der Himmel jeden Tag eine andere Farbe, erfuhr Michael Hausenblas.

"Mein Haus steht in einem Miniort im Süden des Waldviertels, in der Nähe von Gars am Kamp, am Hornerwald. Ich wohne nicht elitär. Man könnte sagen, ich lebe in einem Nest, das sich auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs befindet. Das Haus ist gut 250 Jahre alt und liegt ganz am Ende des 'Prof.-Erni-Mangold-Wegs', einer Sackgasse. Diese Ehre hat mir die Gemeinde zukommen lassen. Doch, damit haben sie mir schon eine große Freude gemacht. Gekauft hab ich das Haus 1984. Damals hab ich noch unterrichtet und war meistens nur am Wochenende hier. Seit 20 Jahren bin ich aber hauptsächlich hier daheim. Meine Großmutter stammt übrigens aus dieser Gegend.

Mein Haus und auch die der Nachbarn sind seinerzeit von den Arbeiterfamilien des Steinbruchs errichtet worden, allesamt im gleichen Stil. Gebaut wurde mit Lehm, Stroh und Stein, extrem hartem Urgestein. Die Hausnummern in dieser sogenannten Streusiedlung stimmen überhaupt nicht zusammen. Ich hab die Nummer 73, mein Nachbar die 150. Wenn ein neuer Postler kommt, ist der vollkommen verzweifelt, weil er sich überhaupt nicht zurechtfindet. Da können dann nur die Alten aushelfen.

Das Gebäude ist 16 Meter lang und misst 150 Quadratmeter auf zwei Ebenen. Durch die Dachkonstruktion geht ein Holztram. Ich glaube, man sagt Holztram. Der besteht aus einem einzigen Baum. Der untere Stock hat drei sehr offene Räume, Türen hab ich so gut wie keine. Das ist einfach lustiger und schöner. Oben gibt's einen großen Raum und zwei Zimmer und auch ein Bad. Eine Badewanne sucht man vergeblich. Ich mag keine. Als junger Mensch war das anders. Da bin ich, wenn ich in der Früh heimgekommen bin, übernachtig in die Wanne und eingeschlafen - obwohl es eine Sitzbadewanne war.

Es ist hier sehr gemütlich und entspannend, dabei bin ich eigentlich gar kein Nestmensch. Man könnte sagen, dieses Haus, das an einen Wald grenzt, mit seinen 70 Zentimeter dicken Wänden umarmt einen. Wenn ich nach Wien muss - ich hab dort noch eine Absteige - bin ich ganz verzweifelt und sehne mich nach dieser Entspannung.

Eingerichtet bin ich sehr einfach, es gibt ein paar Antiquitäten, die von meinem Vater stammen, der akademischer Maler war. Darum hängen auch wahnsinnig viele Bilder an den Wänden. Ausmalen würde bei mir also keinen Sinn haben. Ansonsten ist alles sehr einfach und waldviertlerisch.

Ich denke, Wohnen wird erst wichtig, wenn man älter wird - zumindest in meinem Fall. Wohnen muss nicht spektakulär sein. Es geht eher darum, das Heimkommen zu schätzen. Das war mir früher einfach egal.

Lieblingsplatzerl hab ich keines. Ich bin mal hier, mal dort, sitz am Laptop, dann stehe ich wieder in der Küche. Wenn ich keine Vorstellung habe, liege ich auf dem Sofa und glotze in den Fernseher. Gelesen wird im Bett.

So etwas wie einen Wohntraum hatte ich nie. Ich finde es viel schöner, wenn man Orte, die man mag, nur besucht. Ein Haus am Wasser wäre überhaupt eine Katastrophe. Dazu fällt mir ein: feucht, kalt, nebelig. Ich liebe Wasser, aber wohnen möcht ich halt nicht dort. Außerdem war hier vor Millionen von Jahren eh das Meer.

Hier fühle ich mich sehr wohl. Der Himmel hat im Waldviertel jeden Tag eine andere Farbe. Die Ruhe, die von diesem Land und seinen Menschen ausgeht, ist faszinierend. Ach ja, und da ist noch etwas: Ich hab einen 1000 Quadratmeter großen Garten, die totale Wildnis. Ich liebe Chaos. Grün, grün, grün. Was wächst, das wächst. Es ist einfach wild. Ob das meinem Wesen entspricht? Natürlich." (DER STANDARD, 27./28.10.2012)