Nachdem Nostalgieveranstaltungen wie Wickie, Slime und Paiper längst von einer nach der Vergangenheit schielenden Wirklichkeit eingeholt worden sind, marschieren heute aufrechte 1980er-Jahre-Veteranen in den Gasometer. Jene, die sich an die 1980er erinnern können. Und das sind mehr, als Falco geglaubt hätte. Dort spielen heute, Dienstag, Ultravox. Die waren meist peinlich und super zugleich. Die Briten produzierten in ihrer goldenen Phase schrecklichen Schmalzpop wie Dancing with Tears in My Eyes, bei dem sogar Limahl eine Magenverstimmung bekommen haben soll, aber auch Songs, die hinter vorgehaltener Hand im supercoolen Underground gut gefunden wurden: etwa der ewigen Hit der Band, die zeitgeistige Synthie-Ballade Vienna (1980). Schließlich fühlte man sich zu der Zeit als Musikstadt Wien abseits der Bürde des klassischen Erbes schon irgendwie beachtet, wenn ein internationaler Act Vienna nur erwähnt hat. Siehe auch Ringo Starrs Goodnight Vienna. Heuer veröffentlichte die klassische Ultravox-Besetzung - Midge Ure, Billy Currie, Warren Cann und Chris Cross - das Album Brillant. Synthie-Pop mit Hang zum Pathos, zur Romantik und all dem, warum man sich heute auf den Pfad der Erinnerung wird begeben müssen. Was ist schon peinlich? (flu, DER STANDARD, 30.10.2012)
Konzert
Auf dem Pfad der Erinnerung
Ultravox gastieren am Dienstag im Gasometer