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Bereits zweimal wurde aufgrund der Zunahme der Überfälle auf Tankstellen ein Sicherheitsgipfel einberufen.

Foto: APA/dpa/Oliver Berg

Linz - 56 Überfalle auf sogenannte "Risikobetriebe" gab es allein heuer in Oberösterreich, 2011 waren es im ganzen Jahr noch 46. Bei gleichbleibender Aufklärungsquote: Nur 23 Überfälle konnte die Polizei bislang klären. Vor allem "zapfen" Kriminelle ihre Beute immer öfter an heimischen Tankstellen, 17-mal wurde heuer in Oberösterreich eine Tankstelle überfallen - zuletzt vergangene Woche in der Nacht auf Donnerstag in Meggenhofen (Bezirk Grieskirchen).

Angesichts der Zunahme steigen jetzt die Standesvertreter auf die Barrikaden. Gefordert wird ein verstärkter Polizeieinsatz und eine entsprechende Unterstützung vonseiten der Mineralölkonzerne. "Es besteht Handlungsbedarf. Wir sind fast machtlos. Wir tun das Beste, sichern uns ab und schulen unsere Mitarbeiter. Wir nehmen regelmäßig das Geld aus der Kassa, daher lässt sich auch nicht viel holen - gerade in Zeiten, in denen immer mehr mit Karten bezahlt wird. Trotzdem passiert es immer wieder", schildert Ernst Buchleitner, Obmann der Tankstellenunternehmen in der Wirtschaftskammer Oberösterreich, im Gespräch mit dem STANDARD die Situation.

Sicherheitsgipfel

Bereits zweimal wurde aufgrund der Zunahme der Überfälle auf Tankstellen ein Sicherheitsgipfel einberufen. Vertreter von Polizei, den Betreiberfirmen und der Wirtschaftskammer trafen sich am grünen Tisch, konkrete Vorschläge wurden sowohl 2007 als auch im heurigen Sommer erörtert. "Doch passiert ist letztlich zu wenig. Wir haben vorgeschlagen, dass Polizeistreifen vermehrt patrouillieren könnten. So etwas schreckt ab. Doch die Exekutive hat angesichts der dann zu erwartenden zusätzlichen Personalkosten abgewunken", kritisiert Obmann Buchleitner.

Der Standesvertreter plädiert auch dafür, Tankstellen während weniger stark frequentierter Zeiten zu versperren: "Ab 21.00 Uhr sollen sämtliche Türen verschlossen sein. Kunden müssen dann im Bedarfsfall klingeln, und der Tankwart sieht, wer draußen steht." Vonseiten der Betreiberfirmen reagiert man darauf skeptisch. "Da läutet der Täter zuerst, fragt nach Öl und greift den Tankwart dann an", befürchtet man bei einem großen heimischen Mineralölkonzern auf STANDARD-Nachfrage. Für Buchleitner eine Ausrede: "Ein Zusperren in den Abendstunden passt nicht in das Shop-Konzept. Man ist vonseiten der Mineralölkonzerne einfach nicht bereit, entsprechend in die Sicherheit zu investieren. Bevor man Geld in die Hand nimmt, sperrt man einen Standort zu."

Vonseiten der Polizei wehrt man sich gegen die Kritik: "Wir können natürlich nicht jedes gefährdete Objekt überwachen, aber wir fahren verstärkt Streife. Und wir beraten Betriebe und bieten spezielle Schulungen an", erklärt Polizeisprecher Adolf Wöss. Die Betreiberfirmen sieht aber auch Wöss in der Pflicht: "Es darf nicht der Geschäftsgedanke über dem Sicherheitsgedanken stehen." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 30.10.2012)