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Die "Schlechtwetterfront" ist für die Erste fürs Erste vorbei.

Foto: Reuters/Lisi Niesner

Wien - Die börsenotierte Erste Group hat nach den ersten neun Monaten 2012 netto 597,3 Mio. Euro Gewinn ausgewiesen. Im Jahr davor hatte die Bank zu dieser Zeit mit einer fast einer Milliarde Verlust geschockt, weil teure Abschreibungen und Abwertungen auf Osttöchter und Wertpapiere angefallen waren. Diese negativen Einmaleffekte fielen heuer nicht mehr an. Das Betriebsergebnis der Gruppe war bis September 2012 mit 2,618 Mrd. Euro "nahezu stabil" (Vorjahr: 2,632 Mrd. Euro). Für das Gesamtjahr 2012 erwartet die Bank nun ein Betriebsergebnis, das "voraussichtlich nur leicht unter jenem des Vorjahres bleiben wird", wie es hieß.

Die Kreditrisikokosten werden für 2012 weiterhin bei rund 2 Mrd. Euro erwartet. Die Vorsorgen und Kredit-Wertberichtigungen in der Rumänientochter BCR werden heuer ihren Höchststand erreichen. Trotzdem soll die BCR 2013 in die schwarzen Zahlen zurückkehren, hieß es heute. In den ersten neun Monaten schrieb die Rumänien-Bank heuer 206 Mio. Euro Verlust. In Ungarn gab es 64 Mio. Euro Verlust, in der Ukraine waren es 25,4 Mio. Euro. Sonst gab es überall Gewinne in den Töchtern.

Im dritten Quartal lag der Nettogewinn der Ersten heuer bei 143,7 Mio. Euro, nach 107,1 Mio. Euro im zweiten Quartal. Zum Vergleich: Im dritten Quartal 2011 hatte es 1,5 Mrd. Euro Verlust gegeben. Heuer halfen beim Ergebnis bis zum Sommer auch Sondergewinne aus Anleiherückkäufen.

Treichl plant für 2012 Dividende

Die Republik Österreich wird wohl keine vorzeitige Rückzahlung der Staatshilfe von der Erste Group sehen. Das hat Erste-Chef Andreas Treichl deponiert. Treichl, der das dividendenlose Jahr 2011 bisher immer nur als einmalige Angelegenheit bezeichnet hat - hat dabei heute definitiv angekündigt, dass er für 2012 eine Ausschüttung an die Aktionäre beantragen will.

Mit der Erste-Stiftung (Hauptaktionärin) habe dies nichts zu tun. Die Erste-Hauptaktionärin hat sich zuletzt Geld verschafft, indem sie Erste-Aktien für mehr als 230 Mio. Euro verkauft hat. Ein Argument gegen eine Dividenden-Ausschüttung wären Fragen der Kapitalstärkung bzw. Überlegungen, das Staatskapital früher zu tilgen, so Treichl in der Konferenz.

Das staatliche Partizipationskapital (1,2 Milliarden Euro) will Treichl aus heutiger Sicht aber vorläufig nicht vorzeitig tilgen. Er würde es für den Moment gern weiter behalten. Er sprach heute von zwei bis drei weiteren Jahren. Er geht auch nicht davon aus, dass sich an den vertraglichen Konditionen dafür etwas ändert. Die Erste zahlt bisher dafür 8 Prozent Zinsen pro Jahr, ansteigend nach 2014. Sollte die Regierung hier ihre Position ändern, wofür er aber keine Anzeichen sieht, würde er hingegen umgehend tilgen. Unter den gegebenen vertraglichen Bedingungen sei das staatliche PS-Kapital aber eine attraktive Form von Basel-III-anrechenbarem Kapital.

Osttöchter bleiben Sorgenkinder

Treichl sieht bei der nach wie vor defizitären Banktochter BCR in Rumänien eine "gewisse Stabilisierung". Für die BCR gilt weiter: Sie soll 2013 in den schwarzen Zahlen sein. Die Tochterbank wird massiv restrukturiert, was auch hunderte Menschen dort den Job kostet. Im ganzen Erste-Konzern wurden seit Ende letzten Jahres mehr als tausend Stellen abgebaut.

Über die Zukunft des Geschäfts in der Ukraine will Erste-Chef Treichl die Anleger dann breit informieren, wenn Entscheidungen anstehen. Das sagte er bei einer Analystenkonferenz am Dienstag. Es werde eine "intelligente Lösung" sein, was auch heiße, dass sich der Effekt auf die Ergebnisrechnung in Grenzen halte. Treichl hat bereits vor längerem einen Rückzug aus der Ukraine als Option angedeutet, Details zum Stand der Dinge nannte er auch heute nicht.

Die Wertberichtigungen für Kredite in Rumänien sollen heuer ihren Höhepunkt erreichen, sie sollen nächstes Jahr signifikant sinken, sagte Treichl. Bis September mussten heuer in der BCR Firmen- und Immobilienkredite für 560 Mio. Euro wertberichtigt werden, ein Zuwachs um mehr als die Hälfte.

Das war mehr als ein Drittel der gesamten Wertberichtigungen im Erste-Konzern bis September, die im Vergleich zum Jahr davor ingesamt um ein Fünftel rückläufig waren.

Die "Optimierungsmaßnahmen" in Rumänien haben dort die Betriebskosten bereits um 11 Prozent gesenkt. Die Mitarbeiterzahl in der Banca Comerciala Romana wurde seit Ende 2011 um 700 (8 Prozent) auf 8.537 jetzt per Ende September zusammengekürzt.

Damit ist die Zahl der Mitarbeiter im Erste-Konzern erstmals seit Jahren wieder unter 50.000 gesunken. Auch in Ungarn gab es einen massiven Abbau, hier wurden heuer schon rund 300 Stellen gestrichen. 150 Jobs fielen auch in der Ukrainetochter weg.

Bankensteuern

Das dritte Quartal hat dem Bankkonzern keine Überraschungen eingebrockt, berichtete Treichl weiter. Gäbe es die umstrittenen Bankensteuern nicht, könnte man von einem "normalen Quartal" reden, sagte er. Der Abbau des Nichtkerngeschäfts sei so gut wie erledigt.

In den ersten neun Monaten 2012 musste die Erste Group 173 Mio. Euro für Bankensteuern berappen, davon 123,7 Mio. Euro in Österreich, 33,8 Millionen in Ungarn und 14,9 Mio. Euro neu in der Slowakei. (APA, 30.10.2012)