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"Sandy" richtete Schäden in Milliardenhöhe an.

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Noch immer haben Millionen Menschen keinen Strom.

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In Breezy Point im New Yorker Stadtteil Queens zerstörte ein riesiges Feuer rund 80 Häuser.

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Auch in den U-Bahnen von New York bietet sich ein Bild der Zerstörung.

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Überschwemmte Straße in Queens, New York.

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Überflutete Straßenzüge auf Fenwick Island, Delaware.

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New York/Washington - Die Zahl der Toten durch den Wirbelsturm "Sandy" in den USA und Kanada ist auf mindestens 43 gestiegen. Allein in New York kamen 18 Menschen ums Leben. Laut dem Nachrichtensender CNN waren in der Nacht auf Mittwoch noch immer 6,6 Millionen US-Bürger ohne Strom. Das öffentliche Leben in New York und anderen Küstenstädten kam nach und nach wieder in Gang - am Mittwoch öffneten etwa die Flughäfen JFK und Newark, nachdem laut dem Flugportal FlightAware seit Sonntag mindestens 19.500 Flüge ausgefallen waren.

Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg rief die Einwohner auf, zur Normalität zurückzukehren. "New York ist morgen wieder im Geschäft", sagte er Dienstagabend. Allerdings schränkte er ein: "Das gilt zumindest da, wo Strom ist." 750.000 New Yorker Haushalte waren laut Bloomberg ohne Strom. Allein 200.000 waren betroffen, als im Osten von Manhattan ein Umspannwerk explodierte. Es könnte bis zu eine Woche dauern, bis die Stromversorgung vollständig wiederhergestellt ist.

Drei Atomreaktoren heruntergefahren

Schwierigkeiten bereitet auch die Stromerzeugung: Drei Atomreaktoren im Nordosten der USA mussten wegen des Sturms abgeschaltet werden; für einen weiteren älteren Reaktor wurde Alarm ausgelöst, er war aber schon vor dem Sturm abgeschaltet worden. Laut der US-Atomaufsicht NRC war die Lage aber überall unter Kontrolle.

Wegen der Stromausfälle wurde auch US-Präsident Barack Obama aktiv. Bei einem Treffen mit den Chefs der Energieversorger habe er auf eine rasche Wiederherstellung aller Dienste gedrängt. Es dürfe keine bürokratischen Hindernisse dabei geben, sagte Obama. Das US-Verkehrsministerium stellte 13 Millionen Dollar für Reparaturen an der Infrastruktur in New York und Rhode Island bereit.

Im ältesten US-Atomkraftwerk Oyster Creek im Bundesstaat New Jersey wurde inzwischen der Alarm wieder aufgehoben. Die Behörden hatten am Dienstag den Alarmzustand erklärt, weil die Hauptstromversorgung des wegen Wartungsarbeiten schon zuvor abgeschalteten Kraftwerks ausgefallen war und Überschwemmungen über die Dämme der Kühlwasserkanäle zu treten drohten. Das Hochwasser sei zurückgegangen, die Lage habe sich normalisiert, erklärte die US-Atomsicherheitsbehörde.

Motorsägen im Park

In New York waren am Dienstag überall Verwüstungen zu sehen: Straßen standen unter Wasser, einige Tunnel und U-Bahnstationen waren gesperrt. Die Feuerwehr bekämpfte 23 Brände, einige waren nach Behördenangaben noch nicht unter Kontrolle. In Breezy Point im Stadtteil Queens zerstörte ein riesiger Brand rund 80 Häuser.

An Hunderten Stellen haben in der Nacht auf Mittwoch Motorsägen gedröhnt, weil Helfer Gefahrenquellen und Unrat beseitigten. Tausende Bäume wurden bei dem verheerenden Unwetter umgeknickt oder haben zumindest große Äste verloren. Zudem hat sich Müll zuweilen so verkeilt, dass er Wege oder Straßen verstopft.

Mitarbeiter der Parkverwaltung nutzten die ruhige Nacht, um die Hindernisse klein zu sägen und zu entfernen. Der Lärmschutz, ohnehin nicht Priorität in New York, musste dabei hinter wichtigere Aufgaben zurücktreten. In den Parks selbst wurden nach Angaben von Bürgermeister Michael Bloomberg mehr als 7.000 gefährliche Stellen gemeldet. "Was immer Sie tun: Bleiben Sie von den Parks weg!", hatte das Stadtoberhaupt gewarnt.

Börsen wieder offen

Die US-Börsen New York Stock Exchange (NYSE) und Nasdaq nahmen am Mittwoch ihren Betrieb wieder auf. Das letzte Mal hatte die traditionsreiche NYSE im Jahr 1888 wegen eines Unwetters so lange geschlossen - damals war es ein Schneesturm. Diesen Mittwoch läutete Bürgermeister Michael Bloomberg in der Früh die Eröffnungsglocke im Handelssaal.

Als ein weiteres Symbol der Normalisierung wurde am Mittwochmorgen (Ortszeit) das Wiedererscheinen der Zeitung "New York Times" gewertet. Nach einem Tag Pause wegen des verheerenden Wirbelsturms lag das Blatt 114 Seiten stark wieder vor den Türen Hunderttausender Häuser und Wohnungen in New York.

"Nach der Verwüstung, Wiederaufbau gewaltige Aufgabe" war die Schlagzeile über Bildern von "Sandy"-Schäden. Die "New York Times" gibt es seit 1851, jeden Tag erscheinen mehr als 1,5 Millionen Exemplare. Online war auch während der Sturm-Pause weiter berichtet worden.

U-Bahn noch geschlossen

Einige U-Bahn-Linien blieben zwar geschlossen, die ersten Busse sollten aber wieder fahren. Die traditionelle Halloween-Parade im New Yorker Greenwich Village am Mittwochabend wurde abgesagt, der New-York-Marathon am Sonntag soll allerdings stattfinden.

Der Sturm zog unterdessen weiter: In den schwer überschwemmten Gemeinden entlang der mittleren Atlantikküste wurden den Dienstag über hunderte Menschen aus ihren von den Fluten abgeschnittenen Häusern gerettet. Mindestens vier Städte in New Jersey standen nach einem Dammbruch bis zu 1,80 Meter hoch unter Wasser. West Virginia bescherte der Sturm teils heftige Schneefälle, an manchen Orten türmte sich der Schnee nach Blizzards fast einen Meter hoch. Bäume stürzten unter der Last um und rissen Stromleitungen mit sich. Vielerorts in den USA war am Dienstag das Telefonnetz gestört.

Sturm noch nicht vorbei

Obama warnte vor weiteren Schäden durch "Sandy". Der Sturm sei noch nicht vorüber. Die von dem Unwetter angerichteten Verwüstungen seien "herzzerreißend für das ganze Land". Obama rief für die Staaten New Jersey und New York den Notstand aus.

Am Mittwochnachmittag wollte der US-Präsident nach New Jersey fliegen, um an der Seite des republikanischen Gouverneurs Chris Christie das Ausmaß der Schäden zu besichtigen und Opfern Mut zuzusprechen. Nachdem die beiden Präsidentschaftskandidaten ihre Wahlkampftour wegen des Sturms unterbrochen hatten, waren auch für den republikanischen Herausforderer Mitt Romney am Mittwoch in Florida wieder drei Veranstaltungen geplant.

Schäden in Milliardenhöhe

Die Schäden durch den Sturm dürften in die Milliarden gehen: Die Risikoanalysten der Agentur AIR Worldwide schätzten den versicherten Schaden in den USA an Land auf sieben bis 15 Milliarden US-Dollar. Darin seien aber keine Schäden durch Überflutungen von Häusern, U-Bahnen und Tunnels enthalten. Die Firma Eqecat schätzte die Summe aller Schäden auf bis zu 50 Milliarden Dollar (39 Milliarden Euro). Swiss Re wollte noch keine Schätzung abgeben.

Die langfristigen Folgen auf die US-Wirtschaft dürften indes gering ausfallen. In einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse geht Volkswirt Bernd Krampen von der NordLB kurzfristig zwar von deutlichen Rückschlägen bei Einzelhandelsumsatz, Industrieproduktion und Beschäftigung aus.

Insgesamt seien im vierten Quartal jedoch lediglich Wachstumseinbußen von 0,1 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu erwarten. Auf das Jahr hochgerechnet dürfte die Wachstumsrate im letzten Vierteljahr nach Einschätzung des Experten bei 2,1 Prozent liegen und den Anstieg im dritten Quartal damit leicht übertreffen.

Zerstörungen in der Karibik

Die Folgen für Kuba, wo der Wirbelsturm zuvor durchgezogen war, dürften hingegen schwere sein als ursprünglich angenommen. Allein in der Provinz Santiago de Cuba wurden laut einem Bericht der Regierungswebseite Cubadebate 130.000 Wohnungen beschädigt, in Holguin weitere 52.000. "Sandy" hatte als Hurrikan mit Windgeschwindigkeiten von 175 Kilometern pro Stunde über dem Ostteil der größten Antilleninsel gewütet und elf Menschen getötet, ehe er zur Ostküste der USA weiterzog. In Haiti, das von dem Sturm nicht direkt betroffen war, starben 54 Menschen.

Wegen der großen Schäden in der Landwirtschaft und befürchteter Versorgungsengpässe bei Lebensmitteln forderten Dissidenten die kubanische Regierung auf, die Einfuhr von Hilfsgütern zu erleichtern. Dafür sollten sie von Zöllen befreit werden.

Berichte über Plünderungen in New York

Am Mittwoch gab es indessen erste Berichte über Plünderungen in New York. Die Polizei habe in den Stadtteilen Brooklyn und Queens mehrere Menschen unter anderem wegen des Verdachts auf Plünderungen festgenommen, berichtete das "Wall Street Journal".

Die Festnahmen seien in Gegenden erfolgt, die von die Fluten besonders betroffen seien. Dort seien Polizeistationen evakuiert worden. Insgesamt war von 13 Festnahmen die Rede. Unklar blieb, was geplündert wurde. Aus Furcht vor Kriminellen hätten mehrere kleine Ortschaften in Virginia und New Jersey zudem nächtliche Ausgangssperren verhängt, berichteten lokale Medien.

AUA nimmt Flüge wieder auf

Die AUA nimmt nach eigenen Angaben am Mittwoch ihre Flüge nach New York und Washington wieder auf. Wegen möglicher Verschiebungen bei manchen Flügen riet die Airline den Passagieren allerdings, sich vor dem Abflug nochmals auf der Flughafen-Website zu informieren.

Die Maschine nach Washington sollte am Mittwochvormittag wie geplant vom Flughafen Wien abheben, der Flug nach New York verschob sich auf 17.20 Uhr, teilte AUA-Sprecherin Patricia Stampfer mit. Insgesamt seien  (APA/red, 31.10.2012)