Österreicher sind noch immer Testamentsmuffel

Foto: Österreichische Notariatskammer

„Sich mit der Vermögensregelung für den Todesfall auseinanderzusetzen, heißt letztlich auch, sich mit dem eigenen Tod zu beschäftigen. Dies wird oft als unangenehm empfunden, verdrängt und hinausgeschoben.", weiß die Österreichische Notariatskammer. Dennoch ist es notwendig, dem Tod ins Auge zu sehen, denn - so morbid dies auch wirken mag - ist keiner davor gefeit.

Motive für die Erstellung eines Testaments

Ein Erbe kann in den besten Familien zu Zerrüttungen führen - oft wegen scheinbarer Nichtigkeiten. So kann das mehr oder minder wertlose Inventar einer Wohnung, oder eine Unstimmigkeit über ein Erinnerungsstück bis vor Gericht führen - von größeren Auslösern wie Autos, Wohnungen oder Grundstücken ganz abgesehen.

Die Vermeidung solcher Fehden scheint der größte Motivator für die Erstellung eines Testaments, wie eine Studie der Österreichischen Notariaktskammer aus dem Jahr 2011 zeigt. Das "gute Gefühl der Ordnung" (52,5 %), das Motiv "kein Chaos hinterlassen zu wollen" (49,1 %) und der Wunsch, die Aufteilung des Nachlasses nicht dem Zufall überlassen zu wollen (48,7 %) wurden als die Hauptgründe für die Erstellung eines Testaments angegeben.

Fast zwei Drittel ohne Testament

Dennoch zeigte die Studie, dass 68,4 Prozent der Befragten über kein Testament verfügen - der geringste Anteil ist hier in der Gruppe der 30 - 39-jährigen angesiedelt. Dabei sollte gerade diese Altersgruppe vorsorgen: Paare mit Kindern (36,7 %) und Menschen mit Grundbesitz (34,9 %) gelten neben unverheirateten Paaren/Lebenspartnern (38,6 %) als jene Gruppen, die den größten Bedarf für ein Testament aufweisen - Themen, die in den 30ern besonders aktuell sind.

Der Mangel an Betroffenheit erklärt, warum sich viele mit dem Testament Zeit lassen: 34,4 Prozent der Befragten gaben an, dass ein Testament einfach noch nicht aktuell wäre, und sie zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht eines aufsetzen werden. Auch das Gefühl, kein nennenswertes Vermögen zu besitzen, ist weit verbreitet (32,5 %), und rund ein Viertel der Befragten vertraut auf die gesetzlichen Regelungen.

Wann ein Testament verfasst wird

Als Hauptgrund für das Aufsetzen eines Testaments, wird das Erreichen eines bestimmten Alters angegeben (45,1 %). Entsprechend liegt die Gruppe der über 60-jährigen an vorderster Stelle bei den Testamentsabschlüssen. Auch eine Erkrankung führt bei vielen Betroffenen zur Entscheidung für ein Testament (45 %). Der Erwerb von Immobilien oder Grund und Boden ist bei knapp 30 Prozent Anlass für ein Testament, die Geburt eines Kindes nur noch bei 16,5 Prozent.

Über das Bestehen des Testaments wissen vor allem nahe Angehörige (73 Prozent) Bescheid. 47 Prozent haben einen Notar, und gute 15 Prozent einen Rechtsanwalt mit dem Thema betraut.

Schlecht informiert

Jeder zweite Studienteilnehmer bezeichnete sich beim Thema Testament als wenig bis überhaupt nicht gut informiert. Auch das Österreichische Zentrale Testamentregister war zwei Drittel der Befragten kein Begriff. Dabei werden die notarielle Beglaubigung und sichere Verwahrung des Testaments als eindeutige Vorteile erkannt, die das Hinterlegen mit sich bringt.

Für den Notfall vorsorgen

Wichtiger als das Erstellen eines Testaments wurde nur der Abschluss einer Lebensversicherung genannt. Aber auch Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten sind den Österreichern ein Anliegen.