KarrierenStandards erschien als Supplement des STANDARD. Das neue Magazin wird es künftig jährlich geben.

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Die Umweltwirtschaft boomt. Nach den letzten verfügbaren Daten der Statistik Austria wurde im Jahr 2010 von den Green Jobbern ein Umsatz von 33,7 Milliarden Euro erwirtschaftet, das waren 11,8 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung. Rund 210.000 Personen waren 2010 im Umweltbereich beschäftigt. Und durch den Masterplan "Green Jobs" des Lebensministeriums sollen bis 2020 weitere 100.000 Arbeitsplätze in diesem Wirtschaftsbereich entstehen. Für die Arbeiterkammer ist das Jobwunder Green Jobs aber eher ein Ökoschmäh, denn der Beschäftigungseffekt sei oft rein statistischer Natur. Wenn beispielsweise ein Bauer von konventioneller auf biologische Landwirtschaft umsteigt, werde die Zahl der Green Jobs erhöht, obwohl kein neuer Arbeitsplatz geschaffen wurde; außerdem werden Handelsangestellte zu Green Jobbern, wenn ein Supermarkt auch Bioware im Sortiment hat. Auch hier ist der Jobmotor ein rein statistischer. Kritisiert wird auch, dass Green Jobs nicht selten schlecht bezahlte und gesundheitsgefährdende Arbeitsplätze, beispielsweise in der Abfallwirtschaft, seien.

Das Potenzial für weltweit Millionen neuer Arbeitsplätze hat die Green Economy nach Ansicht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) aber sehr wohl. Laut einer Berechnung im Auftrag der beiden Organisationen könnten in den nächsten 20 Jahren 15 bis 60 Millionen zusätzliche Jobs - vor allem in Entwicklungsländern - geschaffen werden. Ein Beweis dafür ist laut dieser Erhebung die erneuerbare Energie. Innerhalb von vier Jahren verdoppelte sich hier die Anzahl der Beschäftigten. Heute arbeiten weltweit bereits fünf Millionen Menschen in diesem Sektor. Dafür bedarf es aber öffentlicher und privater Investitionen. Die beiden Organisationen plädieren auf zielgerichtete "grüne" Milliarden-Investitionen.

Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern wird nicht nur im Bereich der erneuerbaren Energie weiter steigen. Kein Wunder also, dass auch die Ausbildungen im Bereich Nachhaltigkeit stetig zunehmen. Green Skills sind am Arbeitsmarkt gefragt. Damit es auch kompetente Mitarbeiter gibt, bietet beispielsweise das Wifi Weiterbildungsmodule im Bereich Klima- und Umweltschutz für Menschen mit Lehrabschluss an; das Arbeitsmarktservice (AMS) Graz hat gemeinsam mit dem Land Steiermark eine Energiestiftung gegründet, über die arbeitssuchende Personen spezielle Ausbildungen im Bereich der erneuerbaren Energien erhalten können. Auch in Oberösterreich hat das AMS gemeinsam mit dem Netzwerk Humanressource, dem Umwelttechnik-Cluster und dem Verein Fair Energy den Qualifizierungsverbund Green gestartet. Die beteiligten Unternehmen können zu den Bereichen Green Technologies, Green Productions und Green Services Ausbildungsmodule definieren und ihre Mitarbeiter entsprechend aus- und weiterbilden.

Nachhaltigkeit auf Master-Ebene

Doch nicht nur Zusatzqualifikationen sind gefragt. Der wirtschaftliche Anspruch an effizientere und nachhaltigere Nutzung der Ressourcen ist auch eine Managementaufgabe. So wird beispielsweise an der IMC FH Krems seit September der Masterstudiengang Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement angeboten. An der FH Technikum Wien startete das Bachelorstudium Verkehr und Umwelt. Der Weiterbildungstrend in Sachen Umwelt und erneuerbare Energie ist auch im postgradualen Bereich ungebrochen. Der Lehrgang für "Nachhaltiges Bauen" von der TU Wien und der TU Graz, der letztes Jahr erstmals angeboten wurde, erhielt den Sustainability Award 2012 in der Kategorie Lehre & Curricula vom Wissenschafts- und Lebensministerium. Ab 2013 wird das Angebot, das derzeit mit einem Zertifikat abschließt, aufgewertet und als Masterprogramm geführt.

Auch an den internationalen Business-Schools wird ökologische und soziale Nachhaltigkeit immer mehr zum Trend. Die Curricula haben sich innerhalb von zehn Jahren stark verändert und beinhalten immer mehr dieser Aspekte. Allen voran: die Stanford Graduate School of Business in den USA. Das geht zumindest aus der letzten Erhebung (2010) "Beyond Grey Pinstripes" des Aspen-Instituts hervor, das alle zwei Jahre vergleicht, inwieweit die Business-Schools diese Themen in ihre MBA-Programme integrieren. Als "weltweit erster universitäre MBA für Nachhaltigkeitsmanagement und Corporate Social Responsibility (CSR)" rühmt sich der MBA Sustainability Management an der Leuphana-Universität Lüneburg. Seit 2003 wird dieses Programm als Fernstudium angeboten, und für den neunten Durchgang, der im Februar beginnt, gab es einen Bewerberrekord.

Neben ökologischer Nachhaltigkeit gewinnt auch die soziale Verantwortung der Unternehmen mehr an Gewicht. Auch für Corporate Social Responsibility (CSR) braucht es qualifizierte Mitarbeiter. Und CSR kann auch studiert werden. So zum Beispiel an der FH bfi Wien in einem zweisemestrigen Lehrgang zum akademischen CSR-Manager oder an der Donau-Universität Krems beim Danube Professional MBA Corporate Responsibility & Business Ethics. Schon in sechs Tagen kann man sich bei Quality Austria zu CSR und Nachhaltigkeitsmanagement weiterbilden. Der Bedarf an fachlich kompetenten Mitarbeitern wird auch hier weiter steigen. (Gudrun Ostermann, KarrierenStandards, 31.10.2012)