Makroaufnahme der Mundwerkzeuge einer Zecke ("Gemeiner Holzbock")

Foto: Richard Bartz

Zürich - Mikrobiologen der Universität Zürich konnten eine neue Erkrankung nachweisen, die durch Zeckenstiche übertragen wird. Die Patienten litten an hohem Fieber, Gewichtsverlust und Unwohlsein, konnten jedoch mit einer Antibiotikatherapie vollständig geheilt werden. Dank eines neu entwickelten Tests lässt sich die bakterielle Infektion innerhalb eines Tages nachweisen. Der Grossraum Zürich gilt als Risikogebiet für die neue Zeckenerkrankung.

Bislang war bekannt, dass Zecken in der Schweiz vornehmlich zwei Krankheitserreger auf den Menschen übertragen: das Bakterium Borrelia burgdorferi - Verursacher der Borreliose - und das Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus, welches eine Gehirn(haut)entzündung auslösen kann. Nun bestätigen Mikrobiologen der Universität Zürich eine weitere Zeckenerkrankung in der Schweiz - die Neoehrlichiose.

Das pathogene Bakterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis wurde 1999 zuerst in Zecken und Nagetieren aus Europa und Asien entdeckt. Im Jahr 2010 diagnostizierte Guido Bloemberg, Leiter molekulare Diagnostik am Institut für Medizinische Mikrobiologie Zürich, gleichzeitig mit Kollegen aus Schweden und Deutschland die weltweit ersten Infektionen beim Menschen und nannte das Krankheitsbild "Neoehrlichiose". In Europa wurde der Erreger insgesamt bei acht Patienten nachgewiesen. Drei davon stammen aus dem Grossraum Zürich. Sie litten an Rückfallfieber von bis zu 40 Grad, Gewichtsverlust und allgemeinem Unwohlsein.

Risikogebiet - Großraum Zürich 

Das Team um Bloemberg untersuchte rund 2000 Zecken aus der unmittelbaren Wohnumgebung der drei Schweizer Patienten. Das Resultat: Im Großraum Zürich trägt eine große Zahl an Zecken - in der Größenordnung von fünf bis zehn Prozent - Candidatus Neoehrlichia mikurensis in sich. "Unsere Untersuchung legt nahe, dass der Großraum Zürich ein Risikogebiet für Neoehrlichiose ist, insbesondere für immungeschwächte Menschen", erklärt Florian Maurer vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Zürich.

Fast alle der bis anhin in Europa erkrankten Personen hatten ein geschwächtes Abwehrsystem, allerdings erkrankten in China kürzlich auch immungesunde Patienten nach einem Zeckenbiss an Neoehrlichiose.

Neuer Test

"Weil die Bakterien, die die Neoehrlichiose verursachen, bislang nicht im Labor gezüchtet werden konnten und dementsprechend keine Schnelltests vorhanden waren, blieben möglicherweise viele Infektionen unerkannt", sagt Guido Bloemberg. Abhilfe schafft nun der von den Forschenden entwickelte DNA-Test, der eine Infektion innerhalb eines Tages eindeutig nachweisen und auch für größere Reihenuntersuchungen eingesetzt werden kann.

Die Schweizer Patienten konnten durch eine Antibiotikatherapie vollständig geheilt werden. Bereits einige Wochen nach Beginn der Behandlung war der verursachende Mikroorganismus nicht mehr nachweisbar. "Wie gut das Bakterium jedoch bei einem Stich durch eine infizierte Zecke auf den Mensch übertragen wird, muss noch erforscht werden", betont Bloemberg. (red, derStandard.at, 31.10.2012)