Die Electro-Musikerin Peaches wird am 29.11. für das Missy Magazine ihre neue "MC Extravaganza-Show" performen.

Foto: Peaches
Foto: Missy Magazine

Worunter alle Zeitungen und Medien leiden, trifft besonders die kleinen, unabhängigen in voller Härte. Die Anzeigen-Verkäufe sinken in Zeiten der Krise und die ist bekanntlich seit 2008 nicht mehr aus den Schlagzeilen zu kriegen.

Geboren in der Krise

Auch das feministische "Missy Magazine" kämpft mit der Anzeigenlage, allerdings kennt man es dort auch nicht anders: "Uns gibt es ja erst seit 2008 und da war die Krise schon im vollen Gange", so Chris Köver, einer der vier Chefredakteurinnen des feministischen Popmagazins. In den letzten Monaten habe man sich allerdings eingestehen müssen: "Es sind nicht einfach nur Anlaufschwierigkeiten. Mit den Anzeigen wird es nicht besser werden".

Den Grund für den niedrigen Anzeigen-Plafond sehen die Macherinnen in einem strukturellen Problem. "Ein feministisches Magazin zu machen, ist keine Goldgrube. Das wissen auch die großen Verlage, weshalb es bisher auch nichts Missy-ähnliches gibt." Mehr Anzeigen zu lukrieren würde voraussetzen, die inhaltlichen Positionen des Blattes aufzuweichen und in Zukunft etwa auch Beauty-Berichterstattung zu machen. Auf derartiges haben die Journalistinnen aber freilich keine Lust.

Anzeigenkunden entscheiden über Wohl oder Übel

Derzeit werden die vier Ausgaben zu zwei Dritteln aus Anzeigen und zu einem Drittel aus Abos und Verkauf finanziert. Ein Verhältnis, das die Finanzierung laufender Ausgaben bereits in Schwanken bringt, wenn nur ein großer Anzeigenkunde abspringt.

An diese schwierige finanzielle Lage hat man sich im Berliner Büro gewöhnt, doch das permanente Schrammen an der Existenzgrundlage sei auf Dauer schlecht für das Projekt, so Köver. Manchmal können sich die Macherinnen zum Beispiel über Monate ihre Gehälter, die ohnehin weit unter den branchenüblichen Tarifen liegen, nicht auszahlen.

Mehr Abos als Ausweg

Um das Blatt zukünftig unabhängiger vom Anzeigenmarkt zu machen, wurde beschlossen, mehr an die Community heranzutreten und ein Bewusstsein zu schaffen, wie wichtig sichere und regelmäßige Einkünfte für ein kleines Magazin sind - in Form von Abos. Von 19. Bis 29. November tingelt das Missy-Team durch deutsche Städte und bietet auf Einladung von LeserInnen Workshops, Vorträge und Diskussionsveranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen an.

Als krönender Abschluss ist am 29. November eine Missy-Soli-Party im Festsaal Kreuzberg in Berlin geplant, wo Acts wie "Peaches" und die "Jolly Goods" zugunsten des Missy Magazines auftreten werden. Ziel sei, in der nächsten Zeit die Zahl der Abos zu verdoppeln. Steht die Existenz des von der popfeministischen Community heiß geliebten Heftes sonst auf dem Spiel? Köver beschwichtigt: "Unser Aufruf ist nicht apokalyptisch zu verstehen, sondern einfach nur weitsichtig". (freu, dieStandard.at, 31.10.2012)