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"Was gibt's denn da zu glotzen?"

Foto: Itsuo Inouye/AP/dapd

London - Wir schauen einem Gegenüber immer zuerst auf die Augen. Das gilt selbst in Extremfällen ... wie etwa Monstern aus Film, Fernsehen oder Computerspielen, bei denen die Augen nicht im Gesicht sitzen. Diese Erkenntnis haben britische und kanadische Forscher unter Zuhilfenahme des Spiels "Dungeons & Dragons" in einem Experiment gewonnen.

Die Forscher um Alan Kingstone von der University of British Columbia testeten mittels Eye-Tracking, wohin Probanden als erstes blickten, wenn sie Bilder von Menschen, menschenähnlichen Figuren oder Monstern mit Augen an den Armen sahen. Das Ergebnis: Bei allen Bildern gingen die Blicke zuerst in die Bildmitte, dann aber direkt zu den Augen - egal, wo diese saßen. Das zeige, dass nicht die Position der Augen im Gesicht entscheidend sei, sondern dass unser Gehirn die Augen an sich bei einem Gegenüber erkenne und gezielt anvisiere, heißt es in der im Fachmagazin "Biology Letters" veröffentlichten Studie.

Diese Erkenntnis erlaube auch Rückschlüsse darüber, welcher Gehirnbereich für dieses Verhalten zuständig sei. "Der Mensch, aber auch Affen, Delfine, Vögel oder Hunde folgen automatisch dem Blick ihres Gegenübers", schreiben die Forscher. Der Blick auf die Augen liefere wichtige Informationen über das Gegenüber und dessen Umgebung.

Eigener Schaltkreis für Augen?

Woran das Gehirn erkennt, wohin es dabei schauen muss, war bisher unklar. "Eine Erklärung wäre, dass wir einen Schaltkreis im Gehirn besitzen, der darauf spezialisiert ist, Augen zu erkennen", sagen die Forscher. Eine andere Möglichkeit wäre aber auch, dass unser Zentrum für die Gesichtserkennung unseren Blick automatisch zur Mitte eines Kopfes lenkt. Da bei Menschen und ihrer weiteren Verwandtschaft die Augen nun mal mitten im Gesicht sitzen, ließ sich nicht eindeutig sagen, welche der Vermutungen zutrifft.

Den Anstoß zur ungewöhnlichen Überprüfung mit Hilfe von Monstern bekam Kingstone von seinem 12-jährigen Sohn und dessen Computerspielen, in denen die Augen gelegentlich etwas kreativer platziert sind. Mit ihrem Experiment haben die Forscher nun Indizien dafür geliefert, dass die erste Theorie - ein auf Augen spezialisierter Schaltkreis - zutreffen könnte.

Diese Erkenntnis könnte vielleicht auch erklären, warum Menschen mit Autismus anderen oft nicht in die Augen blicken, meinen die Forscher. Möglicherweise sei bei ihnen der Schaltkreis gestört, mit dem die Augen erkannt werden. Als Folge falle es ihnen schwer, den Blick ihres Gegenübers zu erwidern. (APA/red, derStandard.at, 31. 10. 2012)