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Noch haben sich die Nebel über der Bank nicht gelichtet.

Foto: Reuters/Bader

Wien - Die verstaatlichte Hypo Alpe Adria hält das Finanzministerium (als Eigentümervertreter) und die Aufsicht derzeit sehr auf Trab. Es geht noch immer um jene 1,5 Mrd. Euro, um die die Bank ihr Eigenkapital für die Bilanz 2012 aufstocken muss. Vorigen Mittwoch berieten die Banker unter Gottwald Kranebitter einmal mehr mit den Experten aus dem Finanzministerium, den Bankenaufsehern und Statistikern - und sorgten dabei für gewissen Unmut.

Denn: Die Banker haben wieder neue Zahlen vorgelegt. Demnach können die Risiken der Hypo im schlimmsten Fall um rund 300 Mio. Euro höher ausfallen als zuletzt bekannt gegeben worden war. In diesem Worst-Case-Szenario müssten Beteiligungen der Hypo Bank International (Einzelabschluss) in Südosteuropa um weitere rund 200 Mio. Euro schlechter bewertet werden, weitere rund 80 Millionen würden für Abschreibungen auf Gruppenebene anfallen. Das hat der Standard aus Aktionärskreisen erfahren.

Genaue Berechnungen und schriftliche Erklärungen dafür haben die Banker freilich noch nicht vorgelegt - das müssen sie nun gemäß Auftrag des Eigentümers und der Bankenaufseher bis Anfang nächster Woche nachholen.

Der Grund für die Unruhe des Aktionärs: Er möchte sicher gehen, dass die in Aussicht genommene Rekapitalisierung hält, und die Bank nicht gleich nach der Bilanzerstellung 2012 wieder um frisches Geld bitten muss.

Rekapitalisierungspaket

In dem Fall müsste das Rekapitalisierungspaket aufgeschnürt werden, was alle Beteiligten verhindern wollen. Zur Erinnerung: 2013 muss die Bank weitere 700 Mio. Euro Eigenkapital aufstellen, das hat die Aufsicht der Bank schon vorgeschrieben. Sollte sich die Lage der Hypo weiter verschlechtern, könnten sich nach neuen Prüfungen wieder höhere Kapitalerfordernisse ergeben.

Der anvisierte Weg für die Kapitalerhöhung sieht so aus: 500 Mio. Euro schießt der Bund bar in die Hypo ein (nur 300 Mio. waren bisher im Budget vorgesehen), eine Milliarde Euro kommt in Form von staatsgarantierten Anleihen. Sie müssen so konstruiert sein, dass sie zwar als Eigenkapital gelten, auf der anderen Seite aber die Staatsschulden nicht erhöhen.

Damit diese Anleihen bei Institutionellen noch rechtzeitig platziert werden können, drücken die Verhandler aufs Tempo; die allerneuesten Berechnungen der Hypo haben umso mehr für Irritationen gesorgt. Denn würden die im Worst-Case-Szenario genannten Risken schlagend werden, würde das den Sicherheitspolster minimieren, von dem die Hypo bisher ausgegangen ist. Er würde von rund 400 Mio. auf 100 Mio. Euro ausgedünnt werden. "Wir wollen jetzt stichhaltige Zahlen sehen, müssen Gewissheit haben", so einer der Verhandler.

Was das neue Worst-Case-Szenario betrifft, betont ein Sprecher der Hypo nur, dass man verpflichtet sei, Szenarien zu rechnen, die 300 Mio. Euro bestätigt er nicht. Und: Auf das Jahresergebnis habe all das keinen Einfluss, man peile unverändert die "Nulllinie"an. (Renate Graber, DER STANDARD; 3./4.11.2012)