Bis zu zwei Drittel ihres regulären Nettobeitrages zur Europäischen Union - 2011 rund 3,6 Mrd. Euro - dürfen sich die Briten pro Jahr behalten.

Grund ist der sogenannte Britenrabatt, eine Ausnahme im komplizierten System der EU-Finanzierung, die Premierministerin Margaret Thatcher 1984 aushandelte. Ihr Argument: Großbritanniens schmaler Agrarsektor könne nur relativ geringe EU-Fördergelder beantragen. Die Zahlungen von London nach Brüssel wären daher, anders als bei anderen EU-Mitgliedern, nicht wieder als Subventionen ins Land zurückgeflossen - und die Briten trotz vergleichsweise geringeren Wohlstandes zu kräftigen Nettozahlern geworden.

Weil das Land aber mittlerweile zu den reichsten Staaten der EU zählt, gibt es immer wieder Kritik an der Regelung. Für den Zeitraum von 2007 bis 2013 wurde der Rabatt daher um 10,5 Mrd. Euro gekürzt. (mesc)

1973 Großbritannien tritt der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) bei.

1975 In einem Referendum befürworten zwei Drittel der Briten den EWG-Beitritt.

1979 Margaret Thatcher wird Premierministerin und protestiert mit Blockadepolitik gegen hohe Nettozahlungen.

1984 Beschluss des "Britenrabatts" (siehe Wissen).

1992 Großbritannien stimmt dem Maastricht-Vertrag zu, beteiligt sich aber nicht an der gemeinsamen Währungspolitik.

1993 Im Unterhaus scheitert eine Rebellion konservativer Abgeordneter gegen die Annahme des Vertrages.

1995 Das Schengener Abkommen tritt in Kraft, Großbritannien nimmt nicht teil.

2002 Auch der Euro startet ohne die Briten.

2010 Bildung der Regierung aus EU-kritischen Konservativen und EU-freundlichen Liberaldemokraten.

2011 Neue Spannungen nach der britischen Ablehnung einer Fiskalunion. (red, DER STANDARD; 3./4.11.2012)