Bassist T. M. Stevens erinnert gemeinsam mit Ronny Drayton und Keith LeBlanc an Jimi Hendrix. 

Foto: Svícková

Über Risiken und Nebenwirkungen der Rockmusik informiert bisweilen erst der Leichenbeschauer. So auch im Fall des Gitarrengottes und Soundforschers Jimi Hendrix, der 1970 in London an seinem eigenen Erbrochenen erstickte - nach einem Cocktail aus Barbituraten und Alkohol hatte der US-Amerikaner das Bewusstsein verloren.

Hendrix war gerade einmal 27 Jahre alt, ein Frühvollendeter, der nach einer Kindheit in Armut seine Heimatstadt Seattle bald verlassen hatte, dann etliche Jahre als Sideman mit schwarzen R-'n'-B- und Soulmusikern wie Solomon Burke, Little Richard, Curtis Knight und den Isley Brothers durch die USA tingelte, um schließlich ab 1966 im Swinging London endgültig den kommerziellen wie künstlerischen Durchbruch zu schaffen.

Sein einzigartiger Gitarrensound transzendierte den damals üblichen Klangkosmos "gewöhnlicher" Popmusik mithilfe von Vibrato-Hebel, Effektgeräten und elektronischer Studiomanipulation. Dazu kam sein extravagant-schrilles Hippie-Gypsy-Styling.

Zu diesem fühlt sich Bassist T. M. Stevens hingezogen, der u. a. mit Bernie Worrell und Bootsy Collins gearbeitet hat, dazu noch mit vielen anderen Stars wie Miles Davis oder James Brown. Einschlägig vorbelastet ist auch Gitarrist und Sänger Ronny Drayton, der auf über 500 Alben mitwirkte: etwa von David Sylvian, Nona Hendryx, Tricky, den B-52 und den Funkmetallern 24-7 Spyz. Der Dritte im Bunde der temporären Hendrix-Tribute-Combo namens Voodoo Chile schlägt auf die Felle: Keith LeBlanc mischte bei den Hip-Hop-Pionieren Sugarhill Gang und Grandmaster Flash mit, später gehörte er u. a. zu Adrian Sherwoods Tackhead. Zusammen erinnert das Trio in den kommenden Tagen an den 70. Geburtstag von Hendrix am 27. November und riskiert dabei einen metallisch-funkrockigen Trip in dessen außerirdischen Kosmos. Are You Experienced? (dog, DER STANDARD, 3./4.11.2012)