Politik ist ein Beruf, ein gut bezahlter Beruf. Der Verantwortungsbereich reicht etwa von dem eines Filialleiters im Supermarkt bis zum Generaldirektor eines Großkonzerns. So wie im restlichen Berufsleben auch gibt es viele Schwachmatiker, Systemerhalter und geschickte Blender. Manche davon schaffen es bis sehr weit hinauf, wie in einem Unternehmen ja auch. Etliche erweisen sich erst als Fehlbesetzungen, wenn es zu spät ist.

Es gibt Manager, die ganze Konzerne ruinieren, und Politiker, die ganze Länder in den Abgrund führen. Kurzum, die Fehlinvestitionsrate ist bei Politikern so ähnlich wie bei Managern und Unternehmern. Und dass die Bezahlung bei Letzteren ja erfolgsgebunden sei, ist seit den Erkenntnissen der Finanzkrise ohnehin als Bluff erkannt.

Politik soll daher angemessen bezahlt werden, und das bedeutet auch Gehaltserhöhungen. Österreichs Politiker sind in einer Art Beamtenschema eingebunden (ein gewisses Problem). Sie haben aber in den letzten vier Jahren der Krise auf Erhöhungen verzichtet. Jetzt soll mit der (populistischen) Selbstbeschränkung einmal Schluss sein (1,8 Prozent plus).

Das geht in Ordnung so weit. Die jetzige Mannschaft wird durch Gehaltskürzungen nicht besser. Es müsste nur leichter sein, sie früher und konsequenter zur Rechenschaft zu ziehen. Der "Herbst der Anklageerhebungen", vor dem wir offenbar stehen, ist schon einmal ein Anfang.
 (Hans Rauscher, DER STANDARD, 3.11.2012)