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Wirtschaftsminister Daniels Pavluts (hier links im Bild mit dem deutschen Wirtschaftsminister Rösler) versucht lettische Auswanderer zur Rückkehr zu bewegen.

Foto: AP/Sarabach

Lettland gehen die Einwohner aus. Deshalb versucht das Wirtschaftsministerium nun mit verschiedenen Anreizen, jene Lettinnen und Letten, die das Land aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation verlassen haben, wieder zurückzugewinnen. 

Im Herbst wurde eine eigene Task Force eingerichtet, deren Ziel es unter anderem ist, bis 2030 an die 100.000 Personen zu einer Rückwanderung zu bewegen."Das ist natürlich ein sehr hochgegriffenes Ziel, aber Lettland soll Berechnungen zufolge im Jahr 2030 120.000 Arbeitskräfte zu wenig haben. Das heißt, wir brauchen diese Leute ganz dringend.", sagt Dace Akule, die die Arbeitsgruppe leitet.

Abstimmung im Internet

Sieben Maßnahmen wurden bisher in mehreren Treffen erarbeitet. Bis 19. November kann über ihre Sinnhaftigkeit auf einer eigens eingerichteten Website abgestimmt werden. Auch neue Ideen können eingereicht werden. Die Vorschläge der Arbeitsgruppe betreffen sowohl die Kommunikation mit der derzeitigen Diaspora, finanzielle Erleichterungen bei einer Rückkehr, als auch eine Adaptierung des Bildungssystem an die Kinder von einstigen Emigranten.

Künftig sollen Auswanderer auch im Ausland per Mail vom lettischen Arbeitsmarkt über für sie adäquate Stellenangebote informiert werden. Wie schon 2008 soll ein eigens eingerichtetes Programm lettische Firmen unterstützen, die neue Technologien und Innovationen entwickeln wollen. Finanziert wird es teilweise von der EU und aus dem nationalen Budget. "Wenn ein Unternehmen jemanden einstellen will, werden circa 50 Prozent des Gehalts vom Programm bezahlt", erklärt Dace Akule. Das ermöglicht es dem Arbeitgeber auch höhere Gehälter zu zahlen, als derzeit üblich. Auch Kosten, die durch eine Rückkehr von Auswanderern entstehen, sollen übernommen werden.

Rückkehrgesetze entschärfen

Die lettischen Rückkehrgesetze sollen ebenfalls entschärft werden. Derzeit profitieren nur vor 1990 ausgewanderte Letten davon, dass der Staat Transportkosten bei der Rückkehr zahlt oder Sprachkurse zum Auffrischen unterstützt. Neue Entwürfe sehen vor, dass nun auch jene Letten, die mindestens zehn Jahre im Ausland gelebt haben, Anspruch auf diese Unterstützung haben. Zusätzlich sollen Rückkehrer auch neun Monate lang Anspruch auf Arbeitslosengeld haben.

Die Zusammenarbeit mit der Diaspora soll ebenfalls verstärkt werden. "Der Entschluss, doch wieder zurückzukehren ins Ursprungsland, reift oft erst über Jahre. Er kann zum Beispiel erleichtert werden, wenn es Geschäftsbeziehungen zwischen den Auswanderern und Lettland gibt", sagt Dace Akule. Neue Plattformen und NGOs sollen helfen, dass es nicht nur beim Singen lettischer Volkslieder bleibt, sondern auch über wirtschaftliche Kooperationen gesprochen wird.

Sprachkurse für alle Familienmitglieder

Pläne sehen vor, dass die Reintegration durch das Erlernen oder Wiederauffrischen der lettischen Sprache forciert werden. Auch angeheiratete Drittstaatsangehörige sollen Sprachkurse besuchen können. Den Kindern von Rückkehrern soll der (Wieder-)Einstieg in das lettische Schulsystem erleichtert werden. Dafür sollen mehr Schulpsychologen und eine transparentere Einstufung in die passende Schulklasse sorgen. "Es hängt derzeit zum Großteil vom Good Will des Direktors und der Lehrer ab, ob einem Schüler entsprechend geholfen wird oder nicht", so Akule. Alle Belange für rückkehrende Emigranten sollen künftig in einer Behörde gebündelt werden. "Es soll endlich eine Institution geben, die Informationen für Rückkehrer bereithält und sie, wenn nötig, an andere Stellen, weiterverweist."

Einer der Hauptgründe, warum so viele Letten auswandern, ist das niedrige Gehaltsniveau im Vergleich zu anderen EU-Staaten. "Das werden wir nicht in einem Jahr ändern können. Es wird zehn Jahre oder sogar länger dauern, bis wir das Durchschnittseinkommen der EU-Staaten erreicht haben", meint Dace Akule. Welche Maßnahmen dann tatsächlich umgesetzt werden, wird das lettische Regierungskabinett im kommenden Jahr entscheiden. (ted/derStandard.at, 12.11.2012)