Kigali/Stockholm - In Schweden ist erstmals Anklage gegen einen inzwischen eingebürgerten Flüchtling aus Ruanda wegen Beteiligung am dortigen Völkermord 1994 erhoben worden. Wie das zuständige Gericht in Stockholm am Montag mitteilte, beginnt am 16. November der Prozess gegen einen 54-Jährigen. Er soll eine Gruppe jugendlicher Hutus bei einem Massaker an Tutsis mit mehreren hundert Toten in Kibuy im westlichen Ruanda angeführt haben.

Nach Angaben der Verteidiger bestreitet der seit Dezember 2011 inhaftierte Mann die Anschuldigungen. Staatsanwalt Magnus Elving sagte, dass die schwedische Justiz niemals zuvor zu so schweren Vergehen ermittelt habe. In dem bis Mai 2013 angesetzten Verfahren sollen 40 Zeugen aussagen, ein Teil davon per Videolink aus Ruanda.

Ein Auslieferungsbegehren aus dem afrikanischen Staat lehnte Schweden ab, weil der Betroffene zuvor die Staatsbürgerschaft des skandinavischen Landes erhalten hatte. Bei dem Völkermord in Ruanda starben etwa 800.000 Tutsis sowie gemäßigte Hutus. (APA, 5.11.2012)