Symbol der sanften Mobilität: die Lichtsäulen der Solartankstelle im Salzburger Werfenweng.

Foto: Gemeinde Werfenweng

Der Bergtourismus ist eine zentrale Antriebsquelle der Entwicklung des ländlichen Raumes, des wirtschaftlichen Aufschwungs und der Steigerung der Lebensqualität in den Alpen. Wo aber sind die Grenzen der Verträglichkeit für den Naturraum und die Einwohner? In dieser Debatte habe ein Paradigmenwechsel stattgefunden, erklärte Harald Pechlaner von der Europäischen Akademie in Bozen (Eurac) beim International Mountain Summit in Brixen Ende Oktober.

In den 1980er-Jahren habe es - Stichwort Piefke-Saga - noch "einen Aufstand der Bereisten" gegeben. "Trotz zwischenzeitlich enormer Wachstumsschübe findet diese Diskussion heute nicht mehr statt", sagt der Leiter des Eurac-Instituts für Regionalentwicklung im STANDARD-Gespräch.

Statt der einst üblichen Berechnung von verträglichen Nächtigungszahlen stehe heute der "erträgliche Wandel" im Vordergrund. Entwicklung im Tourismus müsse von den Einheimischen getragen werden, und damit würden diese selbst die "Grenzen des Erträglichen" bestimmen. Es sei die Gesellschaft, die diese Grenzen ziehe.

Orte müssen erreichbar bleiben

Der Schweizer Tourismusexperte Peter Keller warnt in diesem Zusammenhang gleichzeitig vor Illusionen: Auch Orte, die auf Öko-Nischen setzen und sich beispielsweise der sanften Mobilität verschrieben hätten, müssten erreichbar bleiben. Sonst kämen einfach keine Gäste.

Pechlaner sieht das ähnlich: Die sanfte Mobilität könne immer nur "ein Vehikel" und nicht "das touristische Produkt" selbst sein. Auch großen Investitionen in touristische Infrastruktur dürfe man sich nicht völlig verschließen, schließlich seien gerade sie oft ein wichtiger Impuls für die regionale Entwicklung.
Bergressort Werfenweng

Aktuelles Beispiel aus Österreich: In der nicht einmal 1000 Einwohner zählenden Pongauer Gemeinde Werfenweng eröffnet im Dezember ein "Travel Charme Berg Resort". Der Ganzjahresbetrieb hat rund 400 Betten und knapp 50 Apartments.

Der Betrieb wird die Struktur des Ortes, der sich als Mitglied der des touristischen Öko-Netzwerkes "Alpine Pearls" ganz der sanften Mobilität verschrieben hat, langfristig verändern. Bürgermeister Peter Brandauer (ÖVP) freut sich auf enorme Einnahmen aus der Ortstaxe. Gleichzeitig werden auch neue Bauvorhaben geplant wie beispielsweise ein Wohnhaus für einige der knapp 100 Beschäftigten. (Thomas Neuhold, DER STANDARD,6.11.2012)