Das Konzept der personalisierten Medizin beendet dabei jenes der "Blockbuster"-Medikamente mit Milliarden-Umsätzen über eine riesige Menge von Patienten, die nach einem Schema behandelt werden. "One fits all", das könnte bald vorbei sein.

Die Entwicklung der personalisierten Medizin ist nicht aufzuhalten: So werden in der Ära der zielgerichteten Therapie bei Krebs die neuesten Medikamente schon zum überwiegenden Teil aufgrund der dafür passenden Biomarkern entwickelt und verwendet. Der niederländische Experte Tim Kievits am 5. November beim Symposium zur personalisierten Medizin in Wien: "60 Prozent der Substanzen in präklinischer Erprobung werden im Zusammenhang mit Biomarkern entwickelt, 50 Prozent der Wirkstoffe in früher klinischer Erprobung an Patienten."

Die Entwicklung der personalisierten Medizin kann in Zukunft die Effektivität von Therapien enorm steigern beziehungsweise unnötige Behandlungsschritte und Ausgaben reduzieren. Kievits zeigte folgende Daten: Bei 38 Prozent der Patienten mit Depressionen wirken die verschriebenen Antidepressiva nicht, bei 40 Prozent der Asthmatiker sind die entsprechenden Arzneimittel ineffektiv, ebenso bei 43 Prozent der Zuckerkranken. Bei Krebs steigt der Anteil auf bis zu 75 Prozent. Da ist noch jede Menge Potenzial für Verbesserungen vorhanden.

Die Perfektion des Ansatzes der personalisierten Medizin könnte individuelle Krebsvakzine zur Unterstützung des Immunsystems gegen Krebs darstellen. Ein Wissenschafterteam um Thomas Felzmann von der St. Anna Kinderkrebsforschung in Wien erprobt derzeit einen solchen Impfstoff bei Glioblastom-Patienten. Vorerst geht es noch um Verträglichkeit und Durchführbarkeit einer solchen Therapie. Für den Beweis der Wirksamkeit sind groß angelegte Phase-III-Studien notwendig.

Das Prinzip: Zusätzlich zu der Standardtherapie nimmt man Patienten mit solchen Hirntumoren Blut ab, gewinnt Immunzellen und belädt sie mit Antigenen aus Tumorgewebe-Proben. Das wird mit einem Warnsignal für die verwendeten Immunzellen kombiniert. Die Injektion soll dann das Abwehrsystem der Patienten zum Angriff auf den Tumor bringen. Es geht weniger um Heilung als um die möglichst langfristige Kontrolle der Erkrankung. (red/APA, 6.11.2012)