Robert Meyer und Barbara Rett.

Foto: ORF/Hans Leitner

Nicht in allen Sparten des ORF gibt es Misstöne. In der Kulturabteilung scheint es im Gegenteil über die Maßen harmonisch, ja quasi Ton-in-Ton abzulaufen. Am "Red Carpet" der heurigen Verleihung des Theaterpreises Nestroy hatte Barbara Rett Bekleidung und Ohrgehänge farblich passend zur rosa Beleuchtung in den Räumen des Wiener Museumsquartiers gewählt.

Wie schnell zuviel Harmonie öde werden kann, zeigte die Preisverleihung in der Halle E. Volksoperndirektor Robert Meyer führte durch den Abend: unaufdringlich, charmant, mit leisem Humor und interessanten Vergleichen - etwa jenem aus der Welt der Fleischer, wo das Auslösen der Beinkeule als Königsdisziplin gilt. "Kein Scherz."

Die Preisträger hielten sich brav an die Beschränkung ihrer Redezeit, ratterten ansonsten hauptsächlich ihre Dankesliste herunter. Schön die Ansage des "Besten Schauspielers" Joachim Meyerhoff: "Dass die Dinge immer brüchiger werden und komplizierter, das gefällt mir." Nur war an diesem Abend gar nichts brüchig oder kompliziert, sondern hauptsächlich unauffällig und ordentlich durchorganisiert. Man konnte es dem dösenden Herren, den die Kameras während der Wortmeldung von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny einfingen, nicht verdenken, dass ihm die Augen zufielen.

Ein bisschen Leben in die Veranstaltung brachte sinnigerweise erst der für sein Lebenswerk geehrte Karlheinz Hackl. Der pfiff auf die Redezeitbeschränkung und stimmte Georg Danzers „Und es is guad, so guad, am Leb'n zu sein." Trotz Hackls ausdrücklichem Wunsch mochte da kaum einer einstimmen. Vielleicht wollte man Misstöne vermeiden. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 7.11.2012)