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Über dem Magna-Konzern braut sich einiges zusammen: Es steht eine Zerschlagung der bisherigen Konzernstruktur im Raum.

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Graz - Der Magna-Konzern in Österreich mit seinen 13.000 Beschäftigten steht vor einem radikalen Umbau, in dessen Folgen die Belegschaft mit deutlichen Gehaltseinbußen rechnen muss.

Nachdem der Konzern - der vom nunmehrigen Neu-Politiker Frank Stronach gegründet wurde - zuletzt Auftragseinbußen zu verkraften hatte und die Konzernzentrale in Kanada bereits nervös nach Österreich blickt, plant die Unternehmensspitze nun eine völlige Neuordnung der Konzernstruktur. Betroffen ist davon vorerst das österreichische Herzstück des Magna-Konzerns, die Magna Steyr Fahrzeugtechnik in Graz.

Hintergrund für die Umstrukturierung ist die anhaltende Krise in der europäischen Autoproduktion, die nun auch den Zulieferkonzern Magna zu drastischen Sparmaßnahmen zwingt.

Neue Magna-Firmen

Laut dem internen Strategiepapier - das dem Standard vorliegt - betrifft der Umbau in erster Linie den zentralen Engineering- und Entwicklungsbereich sowie die Sparte "Services", in der unter anderem künftig die Human Resources, Quality Management, Finance, Controlling oder Sales zusammengefasst werden.

Beide Ebenen, in denen rund 2000 Mitarbeiter tätig sind, soll aus dem Konzern herausgelöst werden und in neue Unternehmungen gepackt werden. Dafür werden zwei neue Betriebe gegründet. Für die Engineering-Abteilung ein Unternehmen namens "NewCO Engineering" sowie eine eigene "Services" -Gesellschaft. Für dieses "Services"-Unternehmen wird der momentane Verwaltungssitz von der Magna-Zentrale in Oberwaltersdorf nach Graz verlagert.

Der springende Punkt dieser großflächigen Auslagerungen von Konzernteilen: Damit können die beiden Sparten aus der teuren Industriekollektivvertragsbindung herausgelöst werden. Der neue Engineering-Betrieb soll dem Gewerbe-Kollektivvertrag unterlegt werden, die "Services"-Abteilung dem Handels-KV. Überdies soll die Arbeitszeit von 38 auf 40 Stunden erhöht werden.

Neben dem sofortigen Einsparungseffekt durch den KV-Wechsel bei den Lohnkosten können mit diesem Umbau künftig auch neue Mitarbeiter auf niedrigerem Niveau beschäftigt werden. Hinter den Kulissen laufen daher seit Wochen hektische Verhandlungen zwischen Konzernleitung und Betriebsrat - und mitten hinein platzte jetzt Magna Europe-Chef Günther Apfalter mit einer in einem Kurier-Interview geäußerten Drohung, dass Produktionen auch in den Osten Europas verlagert werden könnten, wenn die Löhne in Österreich nicht an jene in der "globalen Autoindustrie" angepasst werden.

Die Magna-Belegschaftsvertretung, die traditionell bei Arbeitskonflikten sehr zurückhaltend agiert, befürchtet in einem Schreiben an die Konzernleitung, dass sie durch den Konzernumbau mit erheblichen " Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen" rechne. Es sei klar ersichtlich, dass der Kollektivvertragswechsel der einzige Grund für die geplante Umstrukturierung sei.

Erst der Anfang

Der Wechsel von der teureren Metaller-Kollektivvertragsebene in günstigere KV-Niveaus dürfte aber nur der Beginn der Umwälzungen im Konzern sein. Magna-Insider rechnen damit, dass der Umbau den gesamten Konzern erfassen werde, wenn es zu keinen tragenden neuen Aufträgen - etwa von BMW - komme. Magnas Kunden drängen den Konzern zudem zu schmerzhaften Abschlägen, vor allem VW drücke bei Magna gewaltig auf den Preis. "Da bleibt für Magna nichts mehr drinnen", heißt es.

In der Magna-Zentrale war am Dienstag niemand für eine Stellungnahme erreichbar. (Walter Müller, DER STANDARD, 7.11.2012)