
Wien - Der Chef der Raiffeisen Bausparkasse, Manfred Url, kündigte am Mittwoch an, dass die Sparzinsen im kommenden Jahr wieder sinken werden. Derzeit liegen diese bei rund 2,2 Prozent - verglichen mit dem allgemeinen Zinsniveau also extrem hoch. Der Grund dafür war die überraschende Halbierung der staatlichen Bausparprämie per April dieses Jahres. Um die Prämienkürzung zu kompensieren, haben Raiffeisen und die S-Bausparkasse die Zinsen im April angehoben. Weil seit dem Sommer die Zinsen aber um ein halbes Prozent nachgaben, ist das Verharren auf dem hohen Niveau betriebswirtschaftlich nicht haltbar, wird argumentiert. Zumal die Institute zwischen Sparzinsen und Ausleihungszinsen eine Differenz von 1,5 Prozent brauchen. Derzeit liegen die Ausleihungszinsen bei 2,7 bis drei Prozent.
Url wollte das Ausmaß der Zinsreduktion noch nicht beziffern, es wird aber erwartet, dass es rund 0,5 Prozent sein werden. Trotz der Zinsanhebung im April war der Rückgang im Neugeschäft massiv: Laut Raiffeisen Bausparkasse gab es im April ein Minus um 30 Prozent, im Mai waren es minus 25 Prozent. Im September und Oktober sieht man wieder Licht am Ende des Tunnels, und die Neuverträge ziehen wieder spürbar an. Laut Url halten sich die Einlagen mit 6,2 Mrd. und die Ausleihungen mit 6,3 Mrd. Euro bei der Raiffeisen Bausparkasse derzeit die Waage.
Dass die Kunden angesichts des niedrigen Zinsniveaus bei den Finanzierungen zu den Banken ausweichen, bestätigt Url nicht. Die Obergrenze von sechs Prozent bei den Bausparfinanzierungen sei immer noch ein Asset. Hintergrund: Bei den Banken kostet die Zinsabsicherung nach oben Geld, bei den Bausparkassen gibt es diese gratis. Und wer weiß schon, wohin sich die Zinsen innerhalb der Finanzierungslaufzeit von 25 Jahren bewegen?
Babyboomer erben beträchtlich
Eine von der Raiffeisen Bausparkasse beim GfK-Institut in Auftrag gegebene Umfrage macht die Banker zuversichtlich, dass mit Immobilien auch künftig noch Geld zu verdienen sein wird: Url: "Heute ist das private Immobilienvermögen doppelt so hoch wie das Geldvermögen." Und pro Jahr werden in Österreich Immobilien im Ausmaß von zehn Milliarden Euro vererbt - großteils innerhalb der Familie. Die Wiederaufbaugeneration nach dem Krieg gibt, so Url, ihr Vermögen an die Babyboom-Generation weiter.
42 Prozent der Befragten gaben übrigens an, ihre Erbschaftsangelegenheiten bereits geregelt zu haben, 44 Prozent wollen das noch tun. Nur fünf Prozent glauben, ihr Vermögen noch zu Lebzeiten zu verbrauchen. 74 Prozent der Befragten (im Alter von 50+) werden eine Immobilie vererben. Die vererbten Immobilen haben im Schnitt einen Wert von 220.000 Euro. Im Westen Österreichs ist der Wert infolge der höheren Grundkosten höher.
Bloß wann man erbt, kann nicht vorausgesagt werden: am wahrscheinlichsten zwischen dem 45. und dem 64. Lebensjahr. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 8.11.2012)