Der leichte Sinkflug beim Schweizer Telekommunikationskonzern Swisscom hält an. Während der Umsatz in den ersten neun Monaten 2012 nur leicht zurückging, machten sich die Kosten für Stellenabbau und Personalvorsorge sowie Sondereinnahmen im Vorjahr beim Gewinn deutlich bemerkbar.

Weniger Umsatz

Der Umsatz sank um 1,3 Prozent auf 8,427 Mrd. Franken (6,6 Mrd. Euro), wie die Swisscom am Donnerstag bekannt gab. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) fiel um 4,5 Prozent auf 3,363 Mrd. Franken. Unter dem Strich schrumpfte der Reingewinn spürbar um 9,2 Prozent auf 1,387 Mrd. Franken.

Hier hätten sich drei Sondereffekte niedergeschlagen, sagte Konzernchef Carsten Schloter in einer Telefonkonferenz: So drückten die Kosten für Restrukturierungen und die Pensionskasse auf den Gewinn. Zudem hatte die italienische Tochter Fastweb im Vorjahr einen Rechtsstreit gegen Telecom Italia gewonnen und dadurch eine einmalige Zahlung von 56 Mio. Euro erhalten.

Ohne diese Zahlung, die das Ergebnis damals nach oben gedrückt hatte, stieg der Betriebsgewinn (EBITDA) des Mailänder Breitbandanbieters um 1,1 Prozent auf 355 Mio. Euro. Und dies obwohl der Umsatz von Fastweb um 2,6 Prozent auf 1,261 Mrd. Euro sank.

Kaum Gewinn

Grund für den Rückgang ist das internationale Handelsgeschäft mit Telefonminuten, das Fastweb bewusst reduziert hatte. Ohne dieses Geschäft, das kaum Gewinn einbringt, wäre der Umsatz von Fastweb stabil geblieben (+0,3 Prozent).

Die italienische Tochter sei voll auf Kurs. Heuer habe man dreimal so viele Neukunden gewonnen wie 2011, sagte Schloter über das einstige Sorgenkind, das der Swisscom in den vergangenen zwei Jahren den Gewinn verhagelt hatte.

Das Problem mit Privatkunden, die ihre Rechnungen nicht bezahlten, hat Fastweb in den Griff bekommen. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagte Schloter. Seither habe Fastweb die höchsten Kundenzuwächse in Italien.

In Schweizer Geschäft erzielte die Swisscom einen Nettoumsatz von 6,862 Mrd. Franken. Das sind 0,4 Prozent weniger als vor zwölf Monaten. Der Betriebsgewinn (EBITDA) schrumpfte um 2,2 Prozent auf 2,931 Mrd. Franken.

Die Preiserosion von 280 Mio. Franken habe man beinahe mit Wachstumsgeschäften kompensieren können, die 255 Mio. Franken eingebracht hätten.

Das traditionelle Geschäft, bei dem Einheiten verrechnet werden, steht unter Druck, weil immer mehr Kunden übers Internet telefonieren, SMS verschicken oder soziale Medien wie beispielsweise Facebook kommunizieren. Zudem geht der Preisdruck wegen der Konkurrenz weiter. Die Zahl der Festnetzanschlüsse sank erneut um 3,5 Prozent.

Diese Einbußen konnte Swisscom allerdings durch den kräftigen Zustrom von Kunden, neue Bündelangebote und Pauschaltarife beinahe wettmachen. Die neue Tarifstruktur bei den Mobilfunkabonnements, die Swisscom im Juni überraschend eingeführt hatte, sei sehr gut angekommen.

Zwar sei der durchschnittliche Monatsumsatz pro Kunde um 6 Fr. gesunken, sagte Schloter. Aber man habe viele neue Kunden auch von den Konkurrenten Sunrise und Orange gewonnen. Ende Oktober 2012 nutzten 630.000 der 6,2 Millionen Mobilfunkkunden die neuen Angebote. Alleine im dritten Quartal kamen 60.000 Neukunden dazu.

Zudem wechseln immer mehr Leute von Prepaid auf Abos. Dies habe neben den neuen Abotarifen auch mit der immer größeren Verbreitung der Smartphones zu tun. Das TV-Angebot konnte ebenfalls viele Neukunden gewinnen (+31 Prozent). Mittlerweile schauen 728'000 Haushalte Swisscom-TV.

Für das Gesamtjahr senkt die Swisscom wegen des anstehenden Stellenabbaus, der 50 Mio. Franken kostet, ihre Gewinnprognose. Neu erwartet sie einen EBITDA von 4,35 Mrd. Franken, nachdem sie bisher von 4,4 Mrd. Franken ausgegangen war.

Der Konzern hatte vor wenigen Tagen angekündigt, 400 Stellen in den klassischen Telekomdiensten zu streichen. Auf der anderen Seite sollen 300 Stellen in Wachstumsgebieten geschaffen werden.(APA, 08.11.2012)